Sascha Reske: „Ich bin mir gar nicht sicher, ob die Musikindustrie oder die Branche so ein großes Problem hat.“
Interview mit Sascha Reske, recordJet Passenger of the Month im Februar 2016
Wer bist du und wenn ja wieviele?
Hi, mein Name ist Sascha Reske, ich bin Singer/Songwriter aus Halle an der Saale – aber gebürtig aus Uelzen in Niedersachsen. Ich bin 26, verheiratet mit der allerbesten Frau der Welt und für dafür ziemlich dankbar!
Wie kam es dazu, dass du angefangen hast Musik zu machen?
Angefangen mit der Musik hat’s bei mir relativ spät im Leben. Ich war 20, als ich mir meine erste Gitarre gekauft habe. Der ehrliche Anlass war, dass meine Freundin mich verlassen hatte und mein bester Freund mich, glaube ich, aufmuntern wollte, indem er mich zum Gitarrespielen brachte. Er war auch mit mir im Musikladen, um eine auszusuchen und brachte mir meine ersten Akkorde bei. Selbst meine ersten 2 Songs habe ich bei ihm im Zimmer bei seinen Eltern aufgenommen. Und dann ging’s nicht mehr ohne.
Warum und wie bist du bei recordJet gelandet?
Ich war auf der Suche nach einer Möglichkeit meine erstes Album „The Season’s Loneliest Tree“ auf iTunes, Spotify und co zu bringen, ohne dabei meine Unabhängigkeit zu verlieren, und bin dabei auf recordJet gestoßen.
Mir fiel dann ein, dass Freunde von mir – Denmantau aus Hamburg – ihre Musik auch über euch vertrieben und das mal erwähnt hatten. Wenn mich nicht alles täuscht, waren die doch auch mal „Passenger of the Month“ vor ein paar Jahren, oder?
Jedenfalls gefielen mir auch eure Tarife und das schlichte und übersichtliche Design der Seite. Der Support war auch super schnell und, ja, es passte einfach.
Welche Musik hörst du privat am liebsten?
Ich bin, ehrlich gesagt, einer, der selten neue Musiker und Bands für sich entdeckt. Ich bleib gerne bei dem, was ich kenne und liebe und bei Personen, mit denen ich irgendwie connecten kann. Jemand kann noch so gute Musik machen, wenn ich den Menschen dahinter nicht mag oder seine Lebensweise und Einstellungen nicht teile, ist es für mich dann nichts.
Aber, um die Frage zu beantworten, ich höre sehr viel Coldplay, Damien Rice, John Mayer, James Morrison, Kids of Adelaide, Tom Klose und Macklemore. Letzteren besonders gern, weil ich mich auch auf eine Weise mit ihm identifizieren kann, die gar nicht unbedingt die Musik in den Vordergrund rückt. Ich bin ein großer Fan von Unabhängigkeit und dem eigenen Weg. Ich finde das, was Ryan Lewis und Macklemore fabriziert haben, wahnsinnig beeindruckend – noch viel mehr als nur die echt gute, intensive und aufrüttelnde Musik.
Wenn nicht Musik, was dann?
Ich glaube, die Option gibt’s nicht für mich. Ich liebe es, durch die Lande zu fahren, Konzerte mit tollen Zuhörern zu spielen und überhaupt Songs zu schreiben, Alben mit meinen Freunden zu erschaffen; sowas halt. Studieren hab ich mal probiert, aber mir gefällt dieses Wettbewerbssystem und vieles andere nicht. Vielleicht mach ich irgendwann mal eine Pause und studiere aus Spaß Astronomie oder Physik. Das juckt mich immer in den Fingern. Super spannend!
Du bist sehr aktiv im Musikbusiness. Was ist deiner Meinung nach das größte Problem, und was das absolut coolste an der Musikindustrie von heute?
Wow. Gute Frage! Ich bin mir gar nicht sicher, ob die Musikindustrie oder die Branche so ein großes Problem hat. Außer vielleicht, dass viele immer alles sofort und schnell wollen. Es wird den Künstlern, in meinen Augen, viel zu wenig Platz gelassen. Aber, um hier wirklich auf die Pauke zu hauen und irgendwas anzuprangern, bin ich dann doch viel zu wenig in den Kreisen unterwegs.
Wir machen, wie gesagt, beinahe alles in Eigenregie; von Booking über’s Produzieren bis hin zum Management.
Ich finde vielmehr, dass es ein Problem in der Gesellschaft gibt. EIn großer Teil der Menschen in Deutschland – so empfinde ich das jedenfalls – wollen alles umsonst und groß und laut. Die Wertschätzung von Musik und Künstlern ist, meines Erachtens, in den letzten 5 Jahren etwas abgeebbt. Das fängt irgendwo mit Streaming-Diensten an, bei denen die Kleinen beinahe gar nichts verdienen und hört, möglicherweise, beim Radio und den Medien auf, die sich mit nichtssagenden und leeren Künstlern füttern lassen. Es gibt natürlich auch Ausnahmen.
Was heuzutage absolut grandios ist, ist die Tatsache, dass man keine Grenzen mehr hat. Es ist möglich, seine Musik um den gesamten Erdball zu senden, ohne ein riesiges Budget zu haben.
Wer inspiriert dich und warum?
Ich finde, wie gesagt, Macklemore und Ryan Lewis sehr inspirierend, wenn es um Eigenverantwortung und Integrität geht. Ich empfinde es als sehr mutig sich nicht mit der Industrie zu verkuppeln, um Erfolg zu haben, sondern alles unter eigener Flagge zu produzieren und zu veröffentlichen.
Menschlich bewundere ich die Art von Chris Martin von Coldplay. Man sieht ihm an, dass er nicht wegschaut und etwas bewegen will. Und das nicht auf eine plumpe und nervige Art, sondern dezent und mit Stil. Sehr bewundernswert.
Welche Platte hast du zuerst und welche zuletzt gekauft?
Mein erstes Album war „American Idiot“ von Green Day. Jetzt mal abgesehen von Hörspielen oder Kindermusik. Ich weiß noch, ich stand total auf die Hook von der „American Idiot“ Single. „Boulevard of Broken Dreams“ ist, meiner Meinung nach, immer noch eines der besten Lieder in den letzten 20 Jahren.
Meine letzte Platte war – vorgestern – das neue Album von Macklemore. Sehr zu empfehlen, weil es aufrüttelt und schwer verdaulich ist. In einem guten Sinn. Ich musste es nach dem ersten Hören erstmal 20 Minuten sacken lassen, bevor ich es nochmal hören konnte. So muss Musik sein. Das ist auch mein Ziel.
Du hast den echten recordJet für einen Tag zur Verfügung. Wo würdest Du hinfliegen und warum?
Island. No doubt. Ich liebe Island. Ich bin gerne weg von Trubel und Stress. Ich bin gern langweilig und mag Gewohnheiten. Ich mag es, wenn Städte überschaubar sind. Wenn man öfter Menschen irgendwo zufällig trifft. Wenn man seine Supermarkt-Kassierer kennt und es entschleunigt zur Sache geht. Ich hab das noch nie irgendwo so empfunden, wie in Island. Meine Frau und ich lieben das Land, die Leute und die Lebensweise.
Erzähle uns deinen Lieblingswitz
Shame on me. Mir fällt gerade tatsächlich keiner ein. Ich bin eigentlich jemand, der sehr gerne lacht, was man ja auch auf meinen Konzerten merken kann, aber ich steh eher auf Satire, oder Sarkasmus. Irgendwas, was nur in einem bestimmten Moment witzig ist.
Der einzige Witz, der mir gerade einfällt, wäre: Was ist braun und immer schlecht drauf? Ein Schmollkornbrot.
Ja…
Letzte Worte? Was möchtest Du unbedingt noch sagen, was Du bisher nicht loswerden konntest?
Ich bin sehr dankbar für mein gesegnetes Leben und meine Chancen und ich würde mir wünschen, dass alle Menschen ihre Gott-gegebenen Talente nutzen würden und Vertrauen hätten, in das was sie mitbekommen haben. Es ist zwar nicht immer so einfach und bequem, aber lohnt sich, meines Erachtens, immer.
Mut ist der Schlüssel zum Leben, denke ich.