The Love Bülow gewinnen local-heroes Finale
14 Bands lassen es anlässlich des 20-jährigen Bestehens von Deutschlands größtem Non-Profit Nachwuchs-Bandwettbewerb ordentlich krachen. Pinguine, wie im vergangenen Jahr geschehen, wurden in der Magdeburger Factory nicht gesichtet. Laut, skurril und manchmal nicht minder überraschend, ging es am 6. November dennoch zu. 14 Formationen aus allen Teilen Deutschlands hatten die Verantwortlichen ins Bundesfinale des Traditions-Contests „local heroes“ einziehen lassen. Gemeinsam mit ihren zahlreich mitgereisten Fans sorgten die jungen Talente für eine Nacht voller „Ausnahmezustände“. Dem Publikum bot sich ein einzigartiges Programm musikalischer wie menschlicher Kontraste, das anhand des bewährten 60:40-Konzepts mit gleich fünf Haupt-Auszeichnungen belohnt wurde.
„Die Bühnen rocken, Spaß an der Musik, mit dem Publikum feiern“, das hatten die Finalisten aus Sachsen-Anhalt, „Bobby Ka“, schon vor dem großen Showdown in der Landeshauptstadt als ihr Ziel schlechthin formuliert. Ob die vier Jungs aus dem Umkreis von Klötze ahnten, dass sie nicht nur einem persönlichen Motto Ausdruck verliehen, sondern die Atmosphäre des 20. Bundesfinales par excellence eingefangen hatten? Wohl kaum! Dennoch: professionelle Autoren hätten es nicht besser sagen können. Die Luft brannte bereits als kurz nach 18 Uhr der Startschuss fiel. „Bruno Punani“ aus Hannover stimmten im Vorfeld fulminant ein und die ersten lautstarken Sprechchöre ließen erahnen, wohin die Reise an diesem Abend gehen würde. Und dann war es soweit: Bürgermeister und Beigeordneter der Stadt Magdeburg für Kultur, Sport und Schule, Dr. Rüdiger Koch hieß alle Anwesenden in seinem „Mekka der jungen Rockmusik“ herzlich willkommen. Die monatelange Anspannung, nicht nur bei den Künstlern, sondern auch bei allen Beteiligten vor und hinter den Kulissen, konzentrierte sich. Wie von Zauberhand gemalt, flimmerten von nun an Stunde um Stunde die unterschiedlichsten Soundgemälde durch den Raum. Frisch und sexy, dann wieder straight und groovend und von Zeit zu Zeit gar messerscharf bis rotzig agierten die so ambivalent daher kommenden Charaktere. Souverän und ohne Scheu stellten sie sich den rund 1000 Besuchern, der Fachjury sowie mittels Livestream über www.pop10.de auch allen Daheimgebliebenen.
„The Love Bülow“, „Bobby Ka“ und „Lake Cisco“ überzeugten gleich doppelt
Letztlich konnten „The Love Bülow“ aus Berlin den Titel „beste Newcomberband des Jahres 2010“ mit nach Hause nehmen. Ihr selbsternannter „Indie Rap“, mit dem sie bereits im Frühjahr beim Berlin-Contest „Styles and Skills“ einen Doppel-Sieg einfahren konnten, überzeugte auf ganzer Linie. Die Gewinner im Überblick:
1. Platz Gesamtwertung: The Love Bülow
(www.local-heroes.de/bandinfo/theloveblow)
recordJet prämierte dies mit der kostenlosen Veröffentlichung eines Albums und einer Single
2. Platz Gesamtwertung: Bobby Ka
(www.local-heroes.de/bandinfo/bobbyka)
recordJet prämierte dies mit der kostenlosen Veröffentlichung einer Single
3. Platz Gesamtwertung: Fear and Loathing
(www.local-heroes.de/bandinfo/fearandloathing)
recordJet prämierte dies mit der Erstattung der Einstellgebühren bei einer digitalen Veröffentlichung einer Single oder eines Albums
Jurypreis: The Love Bülow (www.local-heroes.de/bandinfo/theloveblow)
Publikumspreis: Bobby Ka (www.local-heroes.de/bandinfo/bobbyka)
Lucky Loser: AndiOliPhillipp (www.local-heroes.de/bandinfo/andioliphilippdeutscherpoppunkrock)
Bester Sänger: Lake Cisco (www.local-heroes.de/bandinfo/lakecisco)
Bester Instrumentalist: Lake Cisco (www.local-heroes.de/bandinfo/lakecisco)
„Sie müssen etwas Einzigartiges haben“ – Die Jury setzt auf das Gesamtpaket
Zuvor bündelten sich nicht nur Talente, sondern auch euphorisch antreibende Fans. Sie ließen ihren Lieblingen während der vorgegebenen Spielzeit von 20 Minuten vollste Unterstützung in Form von mitgebrachten Bannern, selbst gestalteten Herzen und mit Fan-Shirts ausgerüstet, zu Teil werden und machten das eigentlich strenge Reglement des Contests für die Zeit der Darbietung fast vergessen. Denn auch in der Geburtstagsausgabe sollte das bewährte 40:60-Konzept die Kluft zwischen subjektivem Gefallen und objektiver Entscheidung zu schließen helfen. 40 Prozent Stimmanteil entfielen wie gewohnt auf das Publikum und 60 Prozent Stimmgewicht gebührte der neunköpfigen Fachjury, bestehend aus ebenso erfahrenen Musikern, Journalisten, Veranstaltern und Vertretern von Plattenfirmen. „Ich gehe ganz unvoreingenommen in den Wettbewerb“, erklärte Jurymitglied Marc Weissenberger, Musikredakteur, Produzent und Herausgeber des Online-Dokumentarfilms „Rock The Biz“, seine Herangehensweise. Der langjährige Betreiber der Newcomer Radiosendung „Local Heroes Radio“ setzte völlig auf die Eindrücke, die er live von den Finalisten gewinnen konnte. „Sie müssen etwas Einzigartiges haben“, zeigte er sich überzeugt. Ähnlich sahen das auch seine Jury-Kollegen. Myspace, YouTube und Co. spielten im Vorfeld kaum eine Rolle. „Ich bewerte nach Performance, Outfit, Genre-Innovation, Handwerk, Verwertbarkeit auf dem Musikmarkt und natürlich Songwriting“, hielt Jan-Simon Wolff, Junior A&R Manager, Universal Music Publishing Group, fest, während Daniel Heerdmann, Inhaber des Musiklabels „Tiefdruck“, gemeinsam mit Bandtrainer Wolfgang Schwericke in einem intensiven Bandcoaching Einzelheiten des gerade absolvierten Auftritts besprach.
In der Tradition von Tokio Hotel, Madsen und Auletta – Eine regionale Initiative ist erwachsen geworden
„Es geht um nichts Geringeres als um den Titel ‚beste Newcomerband des Jahres 2010‘, um Preise im Gesamtwert von 20.000 Euro sowie um den Einzug ins erste local heroes Europafinale ‘local heroes Yourope Pécs2010′”, hatte der erfahrene Projektleiter von Aktion Musik/local heroes e.V., Dieter Herker all seinen Schützlingen schon im Vorfeld mit auf den Weg gegeben. Antreiben musste er sie jedoch nicht mehr. Seit 1990 hat er sich gemeinsam mit seinem Team die Förderung der Nachwuchsmusik auf die Fahnen geschrieben und so manches Mal den sprichwörtlichen „richtigen Riecher“ gehabt. „Tokio Hotel, Madsen oder die Band Auletta, die erst kürzlich bei Stefan Raabs Bundesvision Song Contest auftraten, sammelten bei local heroes ihre Bühnenerfahrung und legten hier den Grundstein für ihre Karriere“, fasste er nicht ohne Stolz zusammen. Noch immer erinnert er sich gut an den ein oder anderen Künstler oder Auftritt, der sich im Laufe der Zeit besonders ins Gedächtnis gebrannt hat. Am Abend des 6. Novembers rückten die nackten Fakten jedoch in den Hintergrund. Der Blick des sympathischen Musikfreunds mit dem ergrauten Pferdeschwanz wandte sich wieder in Richtung Bühne. Er war ganz im Hier und Jetzt – bei seinem Nachwuchs, der die Factory zum Beben brachte und in jeder Sekunde bewies, dass auch sie es schaffen wollen.
Mit Herzblut bei der Sache
“Musik ist ein Für- und Miteinander”, stellte Moderator Phil, Gitarrist der Gruppe Dario, bereits während des Bundesfinales 2009 im Alten Theater die Philosophie von „local heroes“ heraus. Konkurrenz sei hier ein Fremdwort. Alle Beteiligten Vereine der Spaß an der Musik und jede Menge Herz, das sie in diese Sache hängen würden. Zum 20. Geburtstag des Contests galten seine Worte umso mehr: Bis tief in die Nacht haben Musiker und Organisatoren, Techniker und Fans noch gemeinsam auf einen wunderschönen Abend angestoßen.
Text: Nicole Oppelt
Fotos: Bernd Zahn