Passenger of the Month im Januar 2017: Tower, Antenna
Passenger of the Month im Januar: Tower, Antenna
Tower, Antenna machen ungeschliffene, bittersüße und anziehend eingängige Songs.
Die drei Hamburger reformierten sich Ende 2015 als Trio, um mit Florian Schmucks Post-Punk-artigem Gesang, Ulrich Witts Gitarrenarbeit und Stephan Richters dunkler Instrumentierung ihre musikalische Vision zu realisieren.
Tief im Drama des elastischen Grooves
Die Gründungsmitglieder, die schon seit 2010 gemeinsam Musik machen, starteten ursprünglich als konventionelle Gitarrenband. Sehr unterschiedliche musikalische Hintergründe und das wachsende Interesse an zeitgenössischem R&B, führte die Band dann aber weg von Rock-Arrangements – und hin zu ihrem unverkennbaren und zugänglichen Sound: dunkle, organische Atmosphäre, kombiniert mit R&B-inspirierten Grooves.
Heute führen ihre Songs ganz ähnliche Beweise wie die Klassiker des tanzbar-melancholischen Pop, seien es „Blue Monday“, „Personal Jesus“ oder „Karma Police“: Schwermut glänzt wie Platin, wenn man nur die Lampen richtig hindreht. Tief im Drama steckt ein elastischer Groove. Und die Dunkelheit schmeckt oft genug nach Gin Tonic, wenn man sich mal traut, an ihr zu lecken.
„Supercollider“ heißt die EP, die Tower, Antenna (wichtig: mit Komma) jetzt als ihre erste, schwarzlichtstarke Visitenkarte vorlegen.
Die Notfallmaßnahme als Heureka-Moment
Die Historie: Im November 2012 spielte das Trio sein erstes gemeinsames Konzert in einer Bar an der Reeperbahn. Damals hatten Tower, Antenna noch einen Drummer – als Rockband, mit sägenden Riffs, halb von Wüstensand bedeckt, breitbeinig. Die entscheidende musikalische Kurve nahmen sie erst drei Jahre später. Im Herbst 2015 fiel kurz vor einem wichtigen Konzert der/die Aushilfsschlagzeuger:in aus – und die Notfallmaßahme wurde am Ende zum Heureka-Moment: Mit der quasi über Nacht programmierten Drum-Maschine und dem digitalen Bass klang die Musik von Tower, Antenna plötzlich viel fokussierter, dichter, glühender. Weniger nach Fuzz-Monster, mehr nach Charakterstudie. Als hätte sich etwas befreit. Als wäre etwas nach außen gelangt, das die ganze Zeit schon in den Songs gesteckt hatte, aber bisher unhörbar war. Als wäre der Schwarzweißfilm auf einmal bunt geworden. In sehr dunklen, pulsierenden, blutroten bis unterwasserschwarzen Farbtönen natürlich.
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Supercollider
2016 ist der Sound von Tower, Antenna ein Amalgam aus, tief atmendem Subbass-Pop, den Pulslinien des elektronischen Post-Punk und Melodien, die ebenso traurig wie catchy sind. Die drei Songs von „Supercollider“ geben den Geschmack vor: „Outside Dead“, ein hypnotisierter Funk aus Eisblumen und Sonnenreflektion, mit prägnantem 808-Beat und einem Text, der von erstarrter Liebe erzählt. „Supercollider“, ein Stück über die psychotische Seite der Liebe. Angetrieben von einer energischen Gitarrenfigur, grundiert durch Orchesterflirren. Und „Spiralling“, ein Hit der englischen Softpopband Keane, der in der Version von Tower, Antenna so klingt, wie man sich das Weinen eines gewaltigen Wals vorstellt. Dabei tanzt Sänger Florian Schmuck über alle Abgründe hinweg, morbid und wunderschön.
Was noch kommt
Ein ganzes Album von Tower, Antenna soll es im Frühjahr 2017 geben, Livetermine stehen bereits für Ende 2016 in Aussicht. So oder so wird man von dieser Band noch viel hören – man sollte es also am besten jetzt gleich tun. Denn mit Weltschmerz hat das nichts zu tun. Eher mit einem Schmerz, in dem die ganze Welt enthalten ist. Und zu dem man auch noch tanzen kann, tagelang, nächtelang.
Weitere Informationen auf Facebook, auf Soundcloud, auf Youtube sowie auf der offiziellen Tower, Antenna Webseite.
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