Passenger of the Month im Juli 2019: Toksï
recordJet Passenger of the Month: Toksï
toksï hat Soul in der Blutbahn und eine klassische Gesangsausbildung im Lebenslauf. Sie findet das Poetische im Alltäglichen und das Einfache in den großen Themen unserer Zeit. Sie hat die Stimme, den Look, die Haltung. Das alles macht sie zu einer der vielschichtigsten und vielversprechendsten Popsängerinnen, die Deutschland derzeit zu bieten hat.
Ein weiser Mann hat einmal gerappt: It’s mostly the voice that lifts you up. Im Falle von toksï trifft das gleich in doppelter Hinsicht zu. Sie hat die seltene Gabe, mit nur ein paar Silben alle Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen, einfach durch die Kraft ihrer Stimme. Sie klingt besonders, auf eine angenehme Weise eigenwillig. So als höre man besser mal zu, damit man nicht gleich eine verdammt gute Geschichte verpasst. Wenn man der Wahlberlinerin im Alltag begegnet, wirkt sie zunächst zurückhaltend, nicht schüchtern, eher von jener natürlichen Gelassenheit, die man in Zeiten kollektiven Mitteilungswahns nicht mehr oft findet. Sobald sie aber die Bühne betritt, leuchtet sie.
Musik im Blut
Geboren wurde Toksï als Tochter zweier Musiker in Heidelberg und zog im Alter von sieben Jahren zusammen mit ihren sechs Geschwistern und mindestens doppelt so vielen Musikinstrumenten in die nordische Kleinstadt Schleswig. Sie selbst lernte Geige und sang von klein auf im Chor – Familienehrensache. Popmusik dagegen wurde zuhause nicht gehört. Die entdeckt sie erst, als sie die Songs von Aaliyah und Co aus dem Zimmer ihres großen Bruders schallen hört. Der Anfang einer großen Liebe.
“Ich weiß immer noch, wer wir waren / als ‘Hit Me Baby One More Time’ ins Radio kam”
heißt es auf einem ihrer zuletzt veröffentlichten Songs. Es ist mehr als eine nostalgische Anekdote, es ist toksïs musikalische DNS: die (Nicht-nur-)Teenie-Held:innen der späten Neunziger, die großen Souldiven, der überdimensionierte Hip-Hop von Eminem und Puff Daddy, schließlich Ikonen wie Beyoncé oder Missy Elliott, in denen all diese Einflüsse auf vollkommene Weise zusammen kamen. Diese Zeit hat toksï geprägt und ist heute in ihren Songs hörbar.
Jetzt anhören: Toksï – Papierflieger
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toksï singt, wie ihr der Schnabel gewachsen ist: in grellen Bildern voller Farbe und Kontrast, mit einem dritten Auge für die Absurditäten des Alltags. Das Geschwollene, das einem beim aktuellen deutschen Befindlichkeitspop so wahnsinnig auf den Sack gehen kann, (eine klassische toksï-Formulierung) fehlt in ihrer Musik komplett.
Kennst du Hip-Pop?
toksï selbst bezeichnet ihre Musik pragmatisch als “Hip-Pop”: eingängige Melodien und freshe Beats. Ihre Phrasierung ist beinahe Sprechgesang – gepaart mit ihrer speziellen Stimmfarbe und ihren klassischen Wurzeln entstehen Kontraste, die toksïs Songs so interessant machen. Die Pop- und Rampensau, die ihren Mozart verinnerlicht hat. Der Familienmensch, der dennoch immer seinen eigenen Weg ging: mit 17 aufs schwäbische Internat, nach dem Abitur ein Freiwilliges Soziales Jahr, sie fängt ein Lehramtstudium an, bricht es nach einem Jahr wieder ab, denn ihr wird klar, sie muss es mit der Musik versuchen. Dafür zieht sie 2011 nach Hamburg und studiert Popgesang. 5 Jahre später fühlt sich Berlin als Lebensmittelpunkt richtig an. Der Hip-Hop-Fan, der in einem Moment über vermeintlich Banales wie Clubs und Ca$h singt, aber genauso ein tiefes Interesse an Spiritualität und Ernsthaftigkeit hat. Schwarzweißes Denken hat in toksïs Welt keinen Platz. Stattdessen nimmt sie sich einfach die Freiheit, sie selbst zu sein.
„Sieh, wie leicht wir sind, wie Papierflieger im Wind“
In toksïs neuer Single „Papierflieger“ geht es um die Geschichte einer besonderen Freundschaft. toksï und Sarii haben sich ein gemeinsames Tattoo stechen lassen: einen Papierflieger. Und nun schenkt toksï ihrer besten Freundin diesen Song. Er beschreibt alles, was in ihrer Freundschaft wichtig ist: Gemeinsam abstürzen, sich wieder aufhelfen. Die Nacht zum Tag machen und den Tag zur Nacht. Gemeinsam weinen und zusammen das Leben feiern. Auch wenn die Zeit manchmal wie im Flug vergeht und man sich monatelang nicht sieht, bleibt die andere so vertraut, als hätte man sich gestern erst gesehen.
Der Song wird untermalt von einem treibenden Beat, der von Jugglerz produziert wurde, der in der Hook aufgeht und fliegt.
toksï auf Platte ist toksï im Leben, und umgekehrt. Bekennende Langschläferin und Sportmuffel voll mit Energie. Ein nachdenklicher Querkopf, mit dem man allen Spaß der Welt haben kann. Eine heimliche alte Seele, die von einem klassischen Ford Mustang träumt und trotzdem geradewegs nach vorne geht. Im nächsten Leben übrigens wird toksï Astronautin. Das Raumschiff hat sie schon gebaut. Höchste Zeit also, Teil dieser ganz besonderen Reise zu werden.
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Einmal im Monat präsentiert recordJet den Passenger of the Month. Gewählt von der recordJet-Crew und einigen Musikredakteuren wird ein recordJet-Artist prämiert, dessen Veröffentlichung uns besonders gefällt. Hier bewerben…