NFTs im Musikbusiness – ist der Hype vorbei?
Was passiert beim Thema NFTs grade und lohnt sich der Einstieg noch?
„Absturz nach Hype: 95 Prozent aller NFTs sind wertlos“- so liest sich die Schlagzeile der Frankfurter Allgemeinen am 23.09.2023. Dass NFTs heute zu den wohl kontroversesten Themen der Digitalisierung zählen, ist klar. Doch ist der Hype wirklich vorbei, sodass NFTs keine Rolle mehr spielen werden oder beobachten wir gerade einen Negativtrend, der sich bald erholen wird? In diesem Artikel werfen wir einen genaueren Blick auf die Verbindung zwischen NFTs und der Musikbranche. Fangen wir der Reihe nach an:
Allgemein kann man sagen, dass die Auswirkungen der Digitalisierung auf gesellschaftlicher Ebene tiefgreifend sind. Sie führen zu grundlegenden Neuausrichtungen herkömmlicher Denk- und Handlungsweisen. Insbesondere die Technologien des sogenannten Web3 öffnen neue Möglichkeiten durch die dezentrale Vernetzung von Daten. Mit der Blockchain-Technologie als Grundlage, ergeben sich neue Wirtschaftsmodelle, sei es in Form von Kryptowährungen oder Non-Fungible Tokens (kurz NFTs), die einzigartige Vermögenswerte repräsentieren.
Historisch gesehen wurde die Musikindustrie immer von technologischen Veränderungen in Bezug auf Speichermedien und Vertriebswege beeinflusst. Wie wirken sich die neuen Technologien des Web3, vor allem NFTs, auf den Musikmarkt aus?
NFTs in der Musikindustrie: Ein Überblick
NFTs sind digitale Vermögenswerte, die auf der Blockchain-Technologie basieren. Sie ermöglichen es Künstler:innen, einzigartige digitale Güter zu erstellen und zu verkaufen. Dadurch besteht die Möglichkeit digitale Kunstwerke, Sammlerstücke und Musikstücke als einzigartige Token zu repräsentieren. Dies hat das Potenzial die Art und Weise zu revolutionieren wie Musiker:innen ihr Werk vermarkten und monetarisieren.
Der anfängliche Hype
Im Jahr 2021 erlebten NFTs einen massiven Hype, der von Künstler:innen, Musiker:innen und Prominenten aufgegriffen wurde. Personen der Öffentlichkeit wie Beeple, Grimes und Kings of Leon verkauften Musik, Kunstwerke und Sammlerstücke als NFTs für Hunderttausende, manchmal sogar Millionen von Dollar. Dies führte zu einem regelrechten Goldrausch in der Krypto- und Kunstwelt.
In der deutschen Musikindustrie haben bereits namhafte Artists wie Cro, Kool Savas oder RAF Camora NFT-Projekte gestartet. So veröffentlichte auch Haftbefehl in Kooperation mit dem Berliner Unternehmen twelve x twelve am 13.04.2022 den „Chabo“ Drop.
Vorteile für Artists und Fans
Web3-Technologien, insbesondere NFTs, zeigen ein großes Potenzial für Musikschaffende und Fans. Artists können neue Einnahmequellen erschließen und Inhalte monetarisieren. Superfans profitieren von erweiterten Möglichkeiten zur Interaktion und finanziellen Unterstützung der Künstler:innen, ähnlich zu Crowd-Funding. Darüberhinaus bieten sich NFTs als eine individuelle Investition in die geschätzten Artists an, denn Fans haben teilweise die Möglichkeit von dem Ausschuss der Rendite zu profitieren.
Ein erfolgreicher NFT-Verkauf erfordert Reichweite und vor allem eine starke Fan-Community. Major-Label-Künstler:innen haben oft eine größere Reichweite. Indie-Künstler:innen könnten NFTs als interessante Option betrachten – besonders bei finanziellen Herausforderungen. Viele Indie-Artists haben loyale Fans, die besonders am Anfang ihrer Karriere eine wichtige Unterstützungsrolle spielen.
Hürden und Herausforderungen
Die zahlreichen Vorteile, die mit den Web3-Technologien für Musikunternehmen, Fans und Künstler:innen einhergehen, stoßen aktuell noch auf gesamtgesellschaftliche Hürden und technologische Grenzen, die eine massentaugliche Einsetzbarkeit teilweise erschweren.
Vor allem Aspekte wie ungenügendes Know-How seitens der Fans, Künstler:innen aber auch etablierter, wirtschaftlicher Akteure, wie Musiklabels, Verlage und Artist Managements, führen zu Unsicherheiten. In Deutschland existieren nur wenige Expert:innen, sodass finanzielle Hürden seitens der Unternehmen entstehen, da sie sich das spezifische Wissen „einkaufen“ und/oder zeitlich aufwändig aneignen müssen. Diese Unsicherheiten und Hürden führen wiederum dazu, dass zahlreiche Akteure – abgesehen von den finanziell mächtigen Unternehmen, wie Major-Labels – eine beobachtende, abwartende Rolle einnehmen, sodass die Potenziale der Web3-Technologien nur langsam ausgeschöpft werden und somit die Entwicklung ebenfalls langsamer voranschreitet als prinzipiell möglich. Es ist somit auch eine Frage der Zeit, um etablierte Handlungs- und Denkmuster aufzubrechen.
Unabhängig von den genannten gesellschaftlichen Hürden, wird auch von Grenzen der Technologie berichtet, die ebenfalls einen massentauglichen Gebrauch aktuell erschweren. So stellt der Kauf von NFTs dahingehend eine Hürde dar, da viele Plattformen nur Kryptowährungen annehmen oder, dass die mangelnde Interoperabilität dazu führt, dass nicht alle NFTs auf allen Blockchains funktionsfähig sind.
Was bedeutet das? Unser Fazit
Es ist klar, dass der anfängliche NFT-Hype in der Musikindustrie abgenommen hat. Das Musikbusiness steht teilweise noch am Anfang, wenn es um die Technologie und die dazugehörigen Prozesse geht. Das bedeutet, dass sie derzeit nicht das volle theoretische Potenzial ausschöpfen kann. Neben den technologischen Herausforderungen gibt es auch gesellschaftliche Hürden, wie Akzeptanzprobleme, mangelndes Fachwissen und die Beharrlichkeit alter Gewohnheiten, die den Fortschritt verlangsamen.
Diese Beobachtungen verlangsamen die Entwicklung zwar, sie hindern sie jedoch nicht, wie die Praxis bereits zeigt. Es gibt bereits NFT-Marktplätze, die sich auf die Musikindustrie spezialisiert haben. Große Unternehmen wie Major-Labels und Verwertungsgesellschaften, z.B. die GEMA, arbeiten bereits mit NFT-Unternehmen wie twelve x twelve zusammen. Bekannte Künstler:innen haben bereits erfolgreich NFT-Kampagnen durchgeführt, aber auch kleinere Artists konnten Erfolge verbuchen.
Insgesamt kann festgehalten werden, dass sich diese Entwicklungen zwar noch in einer frühen Phase befinden, aber in Zukunft verstärkt in den Mainstream übergehen werden. Dies liegt daran, dass verschiedene Akteur:innen, darunter Unternehmen, Artists und Fans, sich bereits mit diesem Thema auseinandergesetzt haben und dies auch weiterhin tun werden. Es bleibt spannend zu beobachten, wie sich diese Technologie in den kommenden Jahren weiterentwickelt und wie Musiker:innen sie nutzen werden.