Alex Mayr: „Ich hab mir ausgemalt, ich würde einfach weglaufen. Weit weg, ohne Ziel.“
Interview mit Alex Mayr, recordJet Passenger of the Month im Februar 2020
Alex ist unser Passenger of the Month im Februar. Kürzlich erschien ihr Album Wann fangen wir an? Wir haben sie ausgefragt: Über die aktuelle Tour, Auftrittsängste und Kräuterschnaps. Viel Spaß mit Alex Mayr.
Hey Alex, sag doch Mal, wer bist du?
Ich bin Alex Mayr und ich habe im Januar endlich mein Debütalbum rausgebracht und das heißt „Wann fangen wir an?“. Und in einer Woche geht’s auf Deutschlandtour.
Wo wärst du jetzt, wenn du nicht gerade dein erstes Album fertig gemacht hättest?
Nirgendwo anders. Ich wäre genau an diesem Punkt. Ich hätte dann einfach ein paar Singles mehr rausgebracht, glaube ich, so wie die letzten Jahre auch. Ich hätte mich einfach Single für Single entlanggehangelt. Aber zum Glück ist es nicht so!
Du hast dich zwar nicht an Singles entlanggehangelt – Hast du trotzdem ein besonderes „Baby“ auf dem Album?
Ich glaube, mein persönliches Baby ist Hör dir zu. Das ist ein Song, in dem es um Ängste geht, also eigentlich ein sehr ernstes Thema. Der hat auch am längsten gebraucht, weil ich gedacht hab, dass ich den nie fertig kriege. Aber am Ende ist er sehr schön geworden, auch weil es ein sehr versöhnlicher Song ist. Denn die Angst ist in dem Song wie eine Person und man unterhält sich mir ihr. Es ist ganz furchtbar und sie schnürt einem die Kehle zu, aber am Ende checkt man: Eigentlich will sie sich nur mit dir unterhalten und dir irgendwas sagen. Diesen Song liebe ich sehr.
Du hast viel Zeit im Studio verbracht. Was darf dort nicht fehlen?
Konrad, mein Schlagzeuger. Und der Produzent, Konstantin Gropper. Ansonsten – wir haben viel Kaffee getrunken. Auch Schnaps. Der durfte eigentlich auch nicht fehlen. Man muss sich ja gut fühlen. Wir trinken tatsächlich wie im Song „Deine Schuhe“ Kräuterschnaps. Der tut gut.
Und was wird auf der aktuellen Tour nicht fehlen dürfen?
Ich glaub vor allem Spaß und Gelassenheit. Ich meine Urlaub wird’s nicht, es wird schon auch Arbeit. Die letzten Wochen waren heftig, aber ich freue mich, jetzt auch mal loszulassen. Pure Freude.
Kann man sich auf diesen Gelassenheits-Teil vorbereiten?
Nee. Ich weiß es nicht. Ich werde sehen wie’s wird. Ich stell’s mir grade so vor, dass man in diesen Modus kommt das Ganze nur noch zu genießen. Die Songs zu teilen und sich aufs Musik machen zu konzentrieren. Das war in den letzten Wochen leider nicht möglich, weil nur Aufgaben vor mir lagen und man nur rumgeballert hat.
Ein Konzert lieber vor den 10 treusten Fans oder vor 10.000 Menschen, die dich nicht kennen, spielen?
Vor den treusten Fans tatsächlich. Obwohl es schwieriger ist. Je privater die Konzerte, desto schlimmer. Ich singe fast nie privat, aber ich hab’s schon mal gemacht als Trauzeugin. Das ist für mich der absolute Albtraum. Da muss ich die Menschen schon sehr mögen! Das ist einfach viel privater. Gerade wenn man die Menschen sehen kann ist es viel, viel zerbrechlicher. Wenn man eine Masse vor sich hat und die einzelnen Gesichter gar nicht erkennen kann, dann ist das gar nicht mehr so schlimm – wenn man sich erstmal rausgetraut hat.
Hast du dich schon mal fast nicht rausgetraut?
Schon so oft. Ich bin einfach ein Schisser und sehr nervös. Ich glaube aber, das ist gut so ist wie es ist, denn so bin ich halt. Man merkt’s mir anscheinend auch nicht unbedingt an, habe ich gehört. Da fällt mir ne Story ein, wo es mal ganz schlimm war. Da hab ich ein Feature auf dem Deichbrand gemacht. Es war zwar nachmittags, aber vor der Bühne war es schwarz vor Menschen. Es war zum Glück Sommer, da fühlt sich ja eh alles leichter an. Aber ich weiß noch, dass ich dort stand und der Band zugesehen habe und irgendwann dachte: „Okay, aber jetzt musst du ja gleich selber raus.“ Und dann hab ich kurz gedacht: „Nee. Das geht nicht.“ Klar hab ich’s dann gemacht. Aber es ist schon manchmal kurz vor Panik.
Wie überwindest du dich dann?
Ich mach’s einfach. Aber ich hab wirklich schon oft vor Konzerten den Gedanken gehabt: „Wieso machst du das? Bist du total bescheuert im Hirn, dass du immer wieder diese Angst überwinden musst?“ Ich hab mir schon diverse Male ausgemalt, ich würde einfach weglaufen. Ich sehe mich dann wie in einem Comic einfach rennen. Ganz weit weg, ohne Ziel. Telefon lasse ich da, damit mich der/die Veranstalter:inen nicht erreichen können. Ich kenne viele Musiker:innen, denen es so geht und da fragt man sich schon: „Warum mache ich das immer wieder?“ Aber anscheinend braucht man das ja. Also ist es auf der anderen Seite wie eine Sucht.
Hast du musikalische Vorbilder? Oder Held:innen?
Ich hab ganz, ganz viele Held:innen. Es gibt musikalische und es gibt textliche. Ich hab das Gefühl im Bereich deutsche Texte hör ich mir viele Texte an, aber die Musik ist gar nicht so unbedingt meins. Bei Dendemann ist das zum Beispiel so, der ein krasser Texter ist. Da macht die Musik an sich jetzt nicht so viel mit mir, aber die Texte flashen mich und dann kriegt’s mich auch. Und musikalisch gibt es so unglaublich viel. Im Moment hab ich wieder eine Retro-Phase. Das hört man ein bisschen auch auf dem Album. Die Beatles zum Beispiel oder die Beach Boys.
Hast du musikalische „guilty pleasures“?
Ich glaube, ich habe das mit diesem Album gerade überwunden. Ich habe gelernt, nicht zuletzt durch den Produzenten Konstantin, einfach all das anzunehmen, was mich geprägt hat. Das war was, wo ich lange Zeit gedacht habe: „Das kannst du nicht sagen.“, weil ich mit Musicals groß geworden bin und das eine lange Zeit ganz furchtbar fand. Aber ich habe gecheckt, dass das ja mein Weg war und natürlich hat mich das geprägt. Wenn ich mir von Kind an jeden Tag Musicals anhören muss, dann prägt das natürlich meine Art Melodien zu machen. Deswegen: Mittlerweile schäme ich mich eigentlich für nichts mehr.
Schnell-Frage-Runde!
Hingabe oder Fleiß?
Ohh… Beides gleich eigentlich. Aber ich muss mich entscheiden. Dann Hingabe.
Machen oder machen lassen?
Machen.
Anfangen oder aufhören?
Anfangen.
Kräuterschnaps oder Fruchtlikör?
Kräuterschnaps! Ich mag sehr gerne den Blutwurz. Den haben wir immer im Allgäu getrunken. Aber der ist schon hart – er darf einfach nicht zu süß sein. Jägermeister ist zu süß. Der geht nur, wenn nix anderes da ist.
Womit fängst du am liebsten an?
Mit allem eigentlich! Ich hab schon eine kindliche Ader. Ich glaube, ich kann in sehr vielen Dingen einen Anfang sehen und mich immer wieder neu über Dinge freuen.
Warum und wie bist du bei recordJet gelandet?
Durch viele Empfehlungen. Ich hab immer wieder von anderen Künstler:innen gehört, dass das easy geht und cool ist – so bin ich hier gelandet.
Letzte Worte?
Danke das ich hier sein darf! Und für eure ganze Mühen. Vielleicht sehen wir uns auf Tour!?
Danke Alex!
Das Album Wann fangen wir an? hier anhören:
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Interview mit Bild! Na klar! Hier anschauen:
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