Songs schreiben! So wirst du erfolgreiche/r Textdichter:in
Songtexte schreiben und Geld verdienen: Dein Leitfaden für Erfolg als Autor:in in der Musikbranche.
Zum Songwriting gehört neben dem Schreiben, also dem Komponieren der Musik, einer sogenannten Akkordfolge eines oder mehrerer Instrumente, auch das Schreiben von Texten. Und weil das Songwriting immer in Verbindung mit Musik verstanden wird, widmen wir uns heute einmal dem reinen Text. Dem Songtext. Dazu haben wir uns den Beruf des/der Songtexter:in einmal genauer angeschaut. Obwohl in Deutschland nur wenige Menschen diesen Beruf ausüben, handelt es sich um eine Kunstform, die in der Musikbranche oft untergeht und wenig Beachtung findet. Also: Spot an für den Beruf – oder doch eher die Berufung – des/der Textdichter:in!
So wirst du erfolgreicher Textdichter oder erfolgreiche Textdichterin
Ein Popsong besteht in der Grundstruktur aus einer Melodie und einem Text. Als Hörer:innen betrachten wir diese beiden Bausteine oft als Einheit und selten als voneinander getrennte Elemente. Der Artist wird häufig als Schöpfer:in des gesamten Songs wahrgenommen, obwohl er oder sie nicht immer für beide Komponenten verantwortlich ist. In vielen Fällen stammen Texte und Musik von verschiedenen kreativen Köpfen. Gerade das Texten wird oft unterschätzt, obwohl es ein eigenständiger und wichtiger Job in der Musikbranche ist.
Heute widmen wir uns denjenigen unter euch, die mehr Freude am Texten als am musikalischen Songwriting haben. Wir bringen Licht ins Dunkel des Texter:innen-Daseins und beantworten Fragen wie:
- Wie wirst du als Textdichter:in erfolgreich?
- Welche Wege führen zu den richtigen Kontakten?
- Wie funktioniert die GEMA-Vergütung?
- Welche Rolle spielt ein Musikverlag?
Die Kunst des Textens- Dein Leitfaden für Erfolg als Autor:in in der Branche
Wer schreibt, der bleibt!
Dieser Spruch, der schon viel älter ist als die Musikindustrie, unterstreicht doch einmal mehr die Bedeutung von Songtexten. Genauso wie Musik sind auch Texte eine Kunstform – und sie werden entsprechend honoriert. Sobald jemand deinen Text singt, generierst du Einnahmen. Allerdings heißt das nicht, dass du davon leben kannst. Du gehst in der Regel immer in Vorleistung und bekommst anteilig Urheberrechte. Wenn der Song also bei den Streamingdiensten nur ein paar 1000 angeklickt wurde, reicht es nicht mal, um sich den Kühlschrank einmal voll zu machen. Der Beruf des/der Textdichter:in läuft über Masse und über Glück, an den Artists zu gelangen, der mit dem Song, den du mitgeschrieben hast, an den Start kommst.
In der Standardregelung erhält der oder die Komponist:in 64 % der Tantiemen, während der oder die Textdichter:in 36 % bekommt.
Mit einem Verlagsdeal werden in der Regel 33,33 % für den Verlag abgezogen. Es gibt aber auch Modelle, bei denen die Aufteilung 50/50 erfolgt. Diese Abmachungen müssen bei der GEMA entsprechend festgehalten werden.
Deine Zielgruppe: Wer braucht Songtexte?
Zu den möglichen Abnehmer:innen deiner Texte gehören:
- Komponist:innen
- Co-Textdichter:innen
- Verlage
- Artists (Solokünstler:innen, Bands, Acts)
- Produzent:innen
Kaltakquise: Der erste Schritt
Für den Einstieg bietet sich die Kaltakquise an, besonders bei kleineren und mittelgroßen Artists. Über Social-Media-Kanäle kannst du direkt Kontakt aufnehmen. Bei größeren Artists, deren Accounts oft von Agenturen betreut werden, empfiehlt sich der Weg über offizielle E-Mails. Wichtig: Vermeide private Umfelder, wie Familienmitglieder oder enge Freunde der Artists, anzusprechen – das wirkt unprofessionell.
Alternativ kannst du auch auf die Datenbank der GEMA oder Musikdatenbanken zugreifen, um potenzielle Kontakte zu finden. Das alles gehört zur klassischen Recherche.
Bewerbungen bei Musikverlagen
Eine Bewerbung bei einem Musikverlag kann dir die Akquise erleichtern. Vielleicht hast du schon von ein paar Musikverlagen gehört? Am besten du schreibst eine Mail oder rufst dort an. Es ergibt auch Sinn bei der GEMA-Jahreshauptversammlung (im Wechsel Berlin und München) aufzuschlagen. Die GEMA-Stammtische sind legendär und die Mitglieder:innentreffen durchaus fruchtbar. Das Reeperbahn Festival ist auch eine gute Gelegenheit in die Szene hereinzukommen. Kommunikation Rules.
Verlage verwalten die Rechte an Songs, bringen Textdichter:innen mit Artists zusammen und organisieren Songwriting-Camps. Wichtig: Verlage suchen nach professionellen Textdichter:innen, die bereits über ein starkes Portfolio verfügen.
- Erstelle aussagekräftige Demos.
- Definiere deinen Schwerpunkt (z. B. Rap, Pop, Schlager).
- Beschreibe deine bisherigen Arbeiten.
- Reiche zwei bis drei Texte ein, die neugierig machen, aber nicht zu viel verraten.
Du kannst als Referenz auch veröffentlichte Songs nehmen. Am Anfang geht es eh nur ums Kennenlernen.
Oft fängt eine gemeinsame Zusammenarbeit zwischen Textdichter:in und Verlag mit der First Option an. Eine gängige Praxis ist es als Songtexter:in eine First Option an den Verlag zu erteilen. Das ist nichts anderes, als dein Erstanbietungsrecht für den Song auszusprechen. Das suggeriert Exklusivität und Vertrauen.
Der Vorteil auf beiden Seiten ist, wenn du den Song verdealst, bekommst du einen Verlagsanteil, ihr könntet euch gegenseitig beschnuppern und keiner geht voll ins Risiko. Und trotzdem existiert eine Art Verbindlichkeit und Handlungsfähigkeit. Sowieso ist es extrem wichtig für dich als Textdichter:in transparent und ehrlich zu sein. Ziel ist es immer, einen Konsens zu finden.
Apropos Song: Nicht jede/r Textdichter:in hat das perfekte Demo zur Hand. In diesem Fall kann der Verlag auch helfen. Sie können dir zum Beispiel einen Kontakt zu einem anderen Musiker:in oder Produzent:in geben. Gerade im ersten und zweiten Jahr eurer gemeinsamen Zusammenarbeit, ist manchmal im Vorschuss eine Art Demo-Budget mit drin. Das ist eine Aufnahme, die in der Regel nicht gemastert ist und im besten Fall von einer/einem richtigen Studiosänger:in eingesungen wurde, oder vom Textdichter:in selbst, falls die Stimme gut genug ist, damit sich der Artists etwas darunter vorstellen kann.
Irgendwann erwartet der Verlag allerdings, dass du das selbst organisiert. Denn Demos liegen nicht in ihrem Zuständigkeitsbereich. Dein Netzwerk, dass du dir aber mit der Zeit aufgebaut hast, auf Veranstaltungen, Songwriting-Camps usw., sollte das aber in jedem Fall dann hergeben.
Ein Vertrag mit einem Verlag kann auslaufen. Es gibt eine Art von Recht, die das automatisiert. In der Regel beträgt die Laufzeit eines Vertrages zwei Jahre. Danach werden die Dinge neu bewertet und wenn deine Songs nicht verkauft worden sind, gehen sie wieder an dich zurück.
Falls es irgendwann Probleme in der Zusammenarbeit mit dem Verlag geben sollte, hast du den Deutschen Textdichterverband in der Hinterhand, der für dich als Textdichter zuständig ist.
Songwriting-Camps: Netzwerken leicht gemacht
In Songwriting-Camps arbeitest du mit Produzent:innen, Komponist:innen und anderen Textdichter:innen zusammen, um täglich Songs zu schreiben. Diese Camps bieten eine großartige Gelegenheit, Kontakte zu knüpfen und deinen eigenen Stil zu verfeinern. Es gibt seit dem letztem Jahr auch das „Female Songwriter Camp“ von der GEMA, sowie das reguläre Songwriting Camp von der GEMA.
Vorteile und Risiken eines Verlagsdeals
Ein Musikverlag übernimmt viele organisatorische Aufgaben:
- Er hilft bei der GEMA-Abrechnung.
- Er vermittelt Kontakte zu Artists und Produzent:innen.
- Er bietet Unterstützung bei der Produktion von Demos.
Aber Vorsicht: Achte genau auf die Vertragsbedingungen, wie Laufzeiten und Exklusivität. Der Vorschuss, den du erhältst, ist oft ein Kredit, den du zurückzahlen musst. Falls deine Songs nicht erfolgreich sind, kann es passieren, dass du für weniger attraktive Projekte arbeiten musst. Der Verlag regelt auch den Vorschuss und unter Umständen immer wieder handlungsfähig zu werden.
Der Verlagsanteil liegt in der Regel bei 40 %. Falls dein Verlag mehr haben will, muss das individuell abgestimmt werden. Trau dich nachzufragen, wenn es dein Bauch nicht fühlt. Geht es ums Geld? Oder um Reputation? Nur um Credits? Genau gleich verhält es sich, wenn jemand zum Beispiel eine zweite Strophe geändert haben möchte. Das Erständerungsrecht liegt bei demjenigen, der den Song geschrieben hat. Und wieder, geh immer in die Kommunikation.
Für welches Genre passt welcher Verlag:
Wenn du dich in die Genres Pop, Rock, Rap international gut einfügen kannst, bieten sich: Sony ATV, BMG, Universal und der Budde Verlag an. Die Profis im Bereich Schlager ist der Maisel Verlag und Edition plus. Alles was sich rund um den Verlag für Bühne, Film und Funk dreht, ist Felix Bloch Erben eine gute Adresse.
Umgang mit Absagen und Zusagen
Absagen gehören zum Alltag eines Textdichters. Etwa 90 % aller Songtexte werden abgelehnt. Lass dich davon nicht entmutigen! Arbeite an neuen Songs, verbessere dein Handwerk und halte Ausschau nach neuen Kontakten.
Jemand will deinen Song kaufen? Das ist großartig! Jetzt heißt es Splits festlegen? Wer hat wie viel Prozent? Wie wird ein Werk bei der GEMA angemeldet? Wie im möglichen Verlag eingebaut?
Was machst du, wenn du an viele Verlage den gleichen Song schickst und es gleich zwei Zusagen gibt? Hier gilt die Regel. Wer zuerst kommt, malt zuerst.
Nächste goldene Regel: Wenn sich fünf Verlage, bei denen du dich beworben hast, nicht zurückmelden, probier es mit neuen Songs und neuen Partner:innen. Und gehe mit Abstand dran. Vielleicht ist gerade der Zeitgeist nicht so, wie du schreibst. Oder es ist schlichtweg noch nicht gut genug.
Was muss ich sonst noch so wissen, um erfolgreiche/r Textdichter:in zu werden?
Du brauchst in erster Linie Mut zum Risiko. Denn du kannst deinen Beruf nicht schützen lassen. Jeder kann dich kopieren. Du als Textdichter:in gehst sowieso erstmal in Vorleistung. Das heißt, du bekommst kein Geld. Nicht mal wenn dein Song verkauft wird. Du lebst von den Urheberrechten der GEMA, oder du bekommst Vorschuss vom Verlag. Also musst du auch nach Artists Ausschau halten, die monetär interessant sind.
Die Komponente Glück ist nicht zu unterschätzen. Genau wie im Fall von Elton John und Bernie Taupin. Elton John wäre sehr wahrscheinlich nie so groß geworden, hätte es nicht die messerscharfen Texte von seinem Textdichter Bernie Taupin gegeben. Ansonsten gibt es immer auch die Möglichkeit ein Songwriting-Camp zu besuchen. Da lernst du viele kreative Menschen kennen und wer weiß: Vielleicht geht es ja danach für dich erst richtig los. Normalerweise geht so ein Camp drei bis vier Tage. Jeden Tag werden verschiedene Gruppen, bestehend aus Produzent:in, Komponist:in/Topliner und Textdichter:innen, aufgeteilt, denen die Aufgabe gestellt wird, einen Song pro Tag zu schreiben.
Kommunikation Rules. Und so ist es auch. 80 % des Jobs besteht aus Kommunikation und nur zu 20 % besteht er aus Textdichterei. Wer die Fäden in der Hand hält, ist von Act zu Act unterschiedlich. Es ist ein Ungleichgewicht. Das muss man wissen. Es ist viel Klüngelei am Werk.
Halte deine Anforderungen an die Musik nicht zu hoch. Schreib deine Texte, aber hab einen anderen Job in der Hinterhand.
Radio und TV waren im Übrigen lange Zeit die wichtigste Einnahmequelle. Mittlerweile wandert es zu den Streamingdiensten und auch zum Live-Geschäft.
Fazit
Textdichter:innen sind ein unverzichtbarer Teil der Musikindustrie, doch der Weg zum Erfolg ist oft steinig. Neben Talent brauchst du Durchhaltevermögen, Kommunikationsstärke und ein gutes Netzwerk. Nutze alle verfügbaren Ressourcen – von Musikverlagen über Songwriting-Camps bis hin zu Plattformen wie der GEMA – und sei stets offen für Feedback und Weiterentwicklung.
Mit der richtigen Einstellung und Strategie kannst du dir einen Namen in der Branche machen. Denk immer daran: Eine ausgefüllte GEMA-Liste ist das A und O für dein Livegeschäft!