In 5 Schritten zum Heimstudio für Musiker:innen
Was brauche ich alles, um mein/e eigene/r Produzent:in zu werden?
Dieser Artikel ist ein Gastbeitrag von Musikerin, Autorin,Schauspielerin und recordJet-Passagierin Angela Peltner. Angela nimmt mit ihrer Band Cläng gerne und viel in ihrem Berliner Heimstudio auf. Hier gibt sie euch Tipps, worauf ihr achten müsst, wenn ihr euch ein Heimstudio zuhause einrichten wollt. Die genannten Produktempfehlungen geben nicht die Meinung von recordJet wieder, sondern sind lediglich persönliche Empfehlungen der Autorin (unbezahlt).
Im Leben von Musiker:innen gibt es eigentlich nichts Besseres, als Zeit für Musik zu haben. Oder? Darum kann die Corona-Krise gerade für uns Künstler:innen auch eine Chance sein. Lasst es uns positiv sehen! Mal keine nächtelangen Barbesuche, Konzertgänge oder ausschweifende Restaurantgelage mit Freunden. Dafür viel Zeit für die unendlichen Weiten der schönsten Sache der Welt: Musik schreiben und aufnehmen. Wer weiß, vielleicht entstehen ja genau in dieser inneren Immigration die schönsten musikalischen Juwelen?
Do it yourself, Baby!
Um deiner musikalischen Unabhängigkeit in Zeiten der sozialen Isolation ein wenig auf die Sprünge zu helfen, möchte ich dir heute einen Do-it-Yourself-Crashkurs für dein eigenes schnuckeliges Homestudio an die Hand geben. Ich sage dir welches Equipment du brauchst, um deine eigene Musikproduktion von zuhause aus nach vorne zu treiben. Denn Rest schaffst du selber. Wetten? Und wir lassen dich mit dem Kabelsalat auch nicht allein. Versprochen!
Die Basics für dein Heimstudio
Für dein Heimstudio brauchst du einen Rechner deiner Wahl, der allerdings auch über Arbeitsleistung verfügen sollte. Round about 8 GB Arbeitsspeicher wirst du benötigen, um flüssig und ohne regelmäßige Abstürze arbeiten zu können. Sinnvoll wäre auch eine SSD Festplatte in deinen Computer zu verbauen, um genug Speicherplatz für deine Musik zu haben. Als Nächstes besorgst du dir eine Musiksoftware. Die drei Marktführer im Bereich Musiksoftware sind: „Logic“, „Ableton Live“ und „Cubase“. Alle Anbieter vergeben selbstverständlich Studentenrabatte. Ansonsten musst du mit einer guten und neueren Version bei allen Anbietern mit rund 500 bis 600 Euro rechnen. Cubase entspringt aus dem Hamburger Unternehmen „Steinberg“ und gibt es bereits seit 1989, ist also der älteste Hase im Geschäft. Der Sequenzer „Ableton Live“ der Berliner Softwarefirma Ableton ist ein Werkzeug zur Musikproduktion, das sich sowohl an die Zielgruppe Live-Musiker:innen/DJs richtet, die ihre Musik in Echtzeit auf der Bühne darbieten, als auch an Produzent:innen, die mit Hilfe dieser Software musikalische Arrangements erstellen möchten. „Logic“ ist eine Digital Audio Workstation (DAW) und ein Software-Audio- und Midisequenzer des Herstellers Apple. Das Programm unterscheidet zwischen mehreren Spurtypen: unter anderem MIDI, Audio, Film, Plugin- und Mischpult-Automationsspuren. Derzeit wird von Apple jedoch nur noch die Pro-Version vertrieben.
Audiointerface
Damit in deinen Computer und deine Musiksoftware tatsächliche Musik eingespielt werden kann, brauchst du für dein Heimstudio eine Verbindungsstelle zu den echten, also analogen, Instrumenten wie der Stimme, Gitarre etc. Dafür benötigst du ein Audiointerface. Das Audiointerface bildet das Herzstück eines modernen Tonstudios. Es ist die Schnittstelle zwischen Computer und Peripheriegeräten wie Mikrofonen, elektronischen Instrumenten, Lautsprecherboxen (Nahfeldmonitore), Kopfhörern und ggf. Mischpult. Und ja: Jetzt geht die Kabelei los! Als erstes musst du dein Mikrofonkabel (XLR-Kabel) und oder das Gitarrenkabel (Klinkenkabel), Basskabel (ebenfalls Klinke) oder was auch immer, du für ein analoges Instrument zur Hand hast, mit dem Audiointerface verbinden. Das Audiointerface ist aber nicht nur Verbindungsstelle, sondern auch der Ort, wo der Sound raus kommt. Denn auch deine Kopfhörer oder Boxen werden mit dem Audiointerface verbunden. In gut sortierten Online-Musikfachmärkten könnt ihr spielend leicht und unkompliziert alle nötigen Utensilien, wie eben auch ein Audiointerface kaufen. Onlinehändler wie Musikhaus Thomann haben Soundbeispiele online gestellt, anhand derer man hört, wie die jeweiligen Instrumente mit dem jeweiligen Interface klingen. Natürlich gibt es online riesige Preisunterschiede, so dass sich ein ausführlicher Preisvergleich lohnt. Auch B-Ware ist oft im Angebot, denn ob das Audiointerface einen Kratzer hat oder nicht ist ja der Musik piepegal.
Midi-Keyboard, ordentliche Kopfhörer und Boxen
Ein Midi-Keyboard ist kein Muss im Heimstudio, aber es wird deine Arbeit vereinfachen. Stell dir vor, du musst jeden einzelnen Ton in deiner Musiksoftware selber setzen. Das dauert. Dafür wurde das Wort „Fitzelarbeit“ erfunden. Mit einem Midi-Keyboard könntest du im Handumdrehen einfach deine Akkorde spielen, die direkt in der Software eingespielt werden. Es verkürzt die Arbeitszeit und du kannst deine Musik anschließend leichter bearbeiten. Eine Midi-Tastatur braucht auch keine handelsüblichen 88 Tasten, sondern kommt ganz entspannt mit einer einzigen Oktaven-Tastatur aus. Die gibt es schon für rund 40 Euro.
Für Gesangsaufnahmen können wir dir geschlossene Kopfhörer empfehlen. Sitzt du aber stundenlang vor dem Rechner und schiebst Files hin und her kann es ganz schön ätzend sein, wenn kein Geräusch mehr durchkommt. Für diesen Arbeitschritt empfiehlt es sich, halboffene Kopfhörer zu verwenden. Gute Kopfhörer zeichnen sich übrigens dadurch aus, dass die Frequenzbereiche gut ausgelotet sind. Also, dass die Mitten gut und satt klingen. Als Starterset bieten sich die „beyerdynamic“ Kopfhörer für ca. 120 Euro an.
Boxen heißen ulkigerweise Studiomonitore. Also wenn du bei deiner Recherche nach Boxen für dein Homestudio auf „Aktive-Nahfeld-Monitore“ stößt, bist du goldrichtig. Als gutes Preisleistungsverhältnis kann ich euch die KRK-Monitore empfehlen. Die Kosten pro Stück liegen hier bei ca. 155 Euro.
Digitale Libary
Es geht nichts über eine virtuelle Libary. Die wirst du für dein Heimstudio brauchen. Schließlich kannst du ja nicht deine ganze Band und noch ne Big Band dazu, in dein Wohnzimmer lassen. Auch hier gibt es verschiedene Angebote. Die All-in-One-Allzeit-Waffe liefert „Native Instruments“. Es wird hier in drei Kategorien unterschieden. Es gibt eine Basisversion, das sogenannte „Komplete Start“ Paket, dass 2000 Sounds, Synth und Samples umfasst. Diese Sounds beziehen sich aber eher auf eine klassische Band. Das „Komplete Start“ Paket gibt es übrigens gerade kostenlos. Das „Komplete Vollversion“ Paket kostet 600 Euro und umfasst schon eine sehr viel größere Libary, mit der schon ordentlich die Kuh fliegt. Das größte Paket für 1200 Euro heißt „Komplete Ultimate“ und hat dann auch so Spielereien wie die Original-Keys von Alicia Keys zu bieten oder doch lieber die Original-Streicher von Adeles letztem Studioalbum? Such es dir aus. Du kannst selbstverständlich auch alles einzeln kaufen und auswählen, aber das ist natürlich immer teurer.
Rund ums Mikro
Zu guter Letzt: Die perfekte Gesangsaufnahme. Auf jeden Fall eine Wissenschaft an sich. Du brauchst erst einmal einen handelsüblichen, stabilen Mikrofonständer, ein XLR-Kabel, eine sogenannte Spinne (Halterung fürs Mikrofon) und einen Pop-Schutz, der zwischen Mund und Mikrofon angebracht wird, damit die S-Laute nicht so scharf auf der Aufnahme zu hören sein werden. Jetzt fehlt eigentlich nur noch ein Mikrofon. Bevor du dich auf den Sound des Mikrofons stürzt, musst du sicherstellen, dass du dir ein Kondensator-Mikrofon anschaffst. Das ist sehr wichtig für den Studiosound. Erst danach kannst du dir Gedanken um Klang, Mitten, Höhen usw. machen.
Wenn du das alles hast, kannst du bald höchst professionell Musik in deinem Heimstudio aufnehmen. Viel Spaß!
Wir danken Angela Peltner für ihren Gastbeitrag!