„Ich bin sehr schnell Feuer und Flamme – es ist die Kunst, dass Menschen das sehen.“
Interview mit JPD, recordJet Passenger of the Month im März 2020
JPD (Julian Philipp David) ist unser Passenger of the Month im März. Kürzlich erschien sein Album Auf den Großen Knall. Wir haben ihn ausgefragt: Über DIY, Städte und ihr Tempo und Prokrastination. Viel Spaß mit JPD.
Hey Julian, lüg uns an, wofür steht JPD?
Die Junge Partei Deutschland.
Wofür setzt die sich ein?
Die hat keinen Bock mehr auf das Internet. Die will das Internet abschaffen.
Funktioniert Musik heute noch ohne Internet?
Wenn sie nicht ohne Internet funktioniert, dann ist es doch keine Musik!
Aber funktioniert es heute, Musik zu vermitteln ohne Internet?
Das ist was ganz anderes. Das müsste ich wahrscheinlich euch fragen. Ihr würdet wahrscheinlich sagen das man das Internet nicht braucht. Aber guckt mal: es gibt so viele Straßenmusikant:innen, die bringen ihre Musik ja auch auf ne Art und Weise an den Mann und die Frau. Aber natürlich, wenn man das im größeren Rahmen machen möchte und vielleicht auch durch ganz Deutschland touren, dann ist man auf das Internet angewiesen – leider.
Wäre deine Musik anders, wenn es das Internet nicht gäbe?
Ja, bestimmt. Auch ich höre ja wahnsinnig viel Musik, die ich zum Großteil im Internet entdecke und die mich beeinflusst in dem, was ich gut finde und was ich mache. Deswegen wäre meine Musik garantiert anders ohne das Internet und ohne die Einflüsse daraus. Aber wie sie wäre – das kann ich dir nicht sagen.
Welche Musik beeinflusst dich am meisten?
Meistens kenne ich die Namen der Leute, die diese Musik machen erstmal gar nicht, sondern ich höre irgendwo einen Song – sei es durch eine Playlist, der ich folge oder ein Freund schickt mir einen Song – und ich bin erstmal so: „Ah! Der macht was mit mir!“ Und dann: „Krass! Wer ist denn das?“ Und dann verfolgt mich der Song über einen Zeitraum und bleibt in so einem Glas, in dem die besonderen Songs erhalten sind. Das sind meistens Songs, die mich irgendwie überraschen, die ich so noch nicht gehört habe.
Hast du auch musikalische „guilty pleasures“?
Nee, ich glaub, ich hab mich da ein bisschen von locker gemacht. Es gibt de facto Musik, die ich lange gut fand – ich bin mit Deutschrap aufgewachsen. Da gibt’s viel Musik, die ich so, mit dem Wissen und der Erfahrung, die ich jetzt habe, nicht mehr hören würde, weil die politisch gar nicht cool sind und gar nicht klar gehen. Aber die höre ich dann auch nicht mehr. Deswegen sind das keine „guilty pleasures“, sondern Songs, die irgendwie guilty sind, die ich jetzt aber auch nicht mehr hören möchte. Bei der Frage sagen Leute ja oft irgendwas aus den Neunzigern – aber ich habe keine Probleme damit, zu sagen, dass ich „Cry Me A River“ richtig geil finde, oder dass ich „All Around The World (la la la la)“ häufig vor mich hin singe.
Erst Berlin, jetzt Leipzig – Wärst du irgendwo anders, wenn du nicht Musik machen würdest, wenn du nicht dieses Album gemacht hättest?
Ja, kann gut sein. Aber ich bin sehr glücklich darüber, dass ich in Leipzig bin. Ich mach da ja nicht nur Musik. Ich bin dort hingezogen und kannte niemanden. Ich musste mir alles aufbauen, mit dem Tempo dieser Stadt. Jede Stadt hat ja einen eigenen Sprech, aber auch einen eigenen Duktus. Damit musste ich klar kommen, das hat mich die letzten ein, zwei Jahre sehr geprägt und vorangebracht, wie ich finde. Und es hat meine Augen für viele Bereiche geöffnet, auf die ich davor noch nicht geschaut hab. All das spiegelt sich natürlich in der Musik, denn in der Musik versuche ich das, was ich sehe und beobachte, zu verarbeiten.
Du bist ein „Macher“. Was ist beim Do-It-Yourself-Ding der größte Vorteil? Was macht dir am meisten Freude?
Ich bin ein sehr schneller Typ. Ich kann, wenn ich jetzt aus der Tür rausgehe, ne Idee haben und dann flashe ich los, finde das übertrieben geil und rufe meine zwei, drei Freund:innen an, mit denen ich sowas immer als erstes bespreche und erzähle ihnen das. Und dann fahre ich nach Leipzig und fange an! Dann kann ich mich dem total hingeben und in vier Tagen sage ich: „So, jetzt will ich das raushauen.“ Ich bin nicht nur ein schneller Typ, sondern auch ein sehr ungeduldiger Typ. Ich kann nicht irgendwas machen und dann ein Jahr warten. Weil das dann gar nicht mehr so angezündet ist, das ist dann schon wieder verflogen. Und das ist ja das Ding: Ich bin sehr schnell Feuer und Flamme – und es ist die Kunst, dass Menschen das dann sehen. Das macht das DIY-Ding möglich. Ich muss mich nicht in Meetings oder langen Telefonkonferenzen über Inhalte oder Strategie unterhalten, sonder kann einfach machen.
Ist das auch der Grund, warum du dazu übergegangen bist, alles selbst in die Hand zu nehmen?
Streng genommen bin ich Back to the roots gegangen. Als ich mit 14 angefangen habe eine Band zu gründen, lief das die nächsten 10 Jahre alles DIY. Ich hab verzweifelte E-Mails an Booker geschrieben. Hab alles versucht, um irgendwie dieses Ding wachsen zu sehen. Alles DIY. Videos selber gemacht, die erste Tour selber gebookt – aus dem einfachen Grund: Ich hatte kein Geld. Und keine Connections in Freiburg. Ich hab das immer auf mich allein gestellt gemacht, das war der einzige Weg, wie ich es kannte. Bis ich tatsächlich mal ein Angebot für einen Plattenvertrag hatte. Nach längerem hin- und her-überlegen habe ich das auch wahrgenommen, um nicht allzu spät festzustellen, dass das überhaupt nicht funktioniert mit der Art wie ich denke. Wie ich mache.
Wenn du auf Tour gehst – Was darf nicht fehlen?
Ganz blöd gesagt: Mein Crew. Da hab ich auch schon immer sehr drauf geachtet, dass ich mit meinen Freund:innen unterwegs bin. Wenn es dann mal an den Punkt kam, dass ich ne neue Band brauchte, hab ich auch knallhart danach entschieden. Und nicht danach, wer besonders krass ist am Instrument. Ich habe mich gefragt: Mit wem kann ich gut acht oder neun Stunden auf der Autobahn sein, mich gut unterhalten und ne gute Zeit haben, ohne dass ein großes Anschweigen entsteht? Das ist dann einfach richtig herzlich und schön.
Und was darf im Studio nicht fehlen?
Was häufig genug fehlt, ist die Inspiration. Die darf im Studio nicht fehlen. Und ich bin auch manchmal ein bisschen ein Fauli. Wenn ich nicht direkt ne Idee habe, die ich verfolge, dann verzweifle ich auch schnell, gebe auf und mache irgendwas anderes. Ich bin sehr gut im prokrastinieren, wenn es nicht läuft.
Wenn du drei Platten auf ne einsame Insel mitnehmen könntest, welche wären das?
Grade ganz aktuell würde ich die JuJu Rogers Platte „40 Arces N Sum Mula“ mitnehmen, dann bin ich sehr bei Balthazar kleben geblieben. Und ne dritte Platte? Ich glaube, ich würde es so machen, dass ich irgendwo blind reingreife und eine mitnehme. Zwei bewusst und eine Überraschungsplatte.
Warum und wie bist du bei recordJet gelandet?
Das muss so passiert sein, dass mir nach dieser Geschichte mit dem großen Label klar geworden ist, dass ich kein anderes großes Label mehr möchte. Dann gab es da ein paar Optionen – ich hab ein kleines, sehr gutes Team, bestehend aus meinen zwei Managern und sehr guten Freunden von mir – die auf die Idee gekommen sind, es mal bei einem digitalen Musikvertrieb zu versuchen. Gerade wegen der vielen Freiheiten, das ist unschlagbar und genau das was ich jetzt brauche.
Schön, dass du da bist! Letzte Worte?
Ich bin auch froh, dass ich mit euch fliege! Und hoffe, es gibt keine Bruchlandung.
Das Album Auf den großen Knall hier anhören:
Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von Spotify. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf die Schaltfläche unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.
Interview mit Bild! Na klar! Hier anschauen:
Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von YouTube. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf die Schaltfläche unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.