Mavi Phoenix: „Seit meinem Outing merke ich, dass die Fan-Connection viel stärker ist.“
Interview mit Mavi Phoenix, recordJet Passenger of the Month im April 2020
Mavi Phoenix ist unser Passenger of the Month im April. Kurz nach unserem Interview erschien sein Debütalbum Boys Toys. Wir haben ihn ausgefragt: Über sein Outing als transgender, sein „zufälliges“ Konzeptalbum und die Arbeit mit Freund*innen. Viel Spaß mit Mavi Phoenix.
Hey Mavi, erzähl doch mal kurz, wer du bist.
Mein Name ist Mavi Phoenix, ich bin Musiker aus Österreich, hab aber immer schon auf englisch gesungen. Also rappe, singe, produziere. Und jetzt kommt endlich mein erstes Album raus.
Was machen die Gefühle?
Eigentlich nur positiv. Ich freu mich einfach, dass es rauskommt.
Hast du ein besonderes Baby auf dem Album?
Eigentlich fast alle Songs. Family ist sehr wichtig für mich, aber auch Choose Your Fighter – eigentlich fast alle. Sie sind alle sehr speziell und besonders für mich.
Das Album ist ein Konzeptalbum. Wie wichtig war es dir, deine Geschichte zu erzählen?
Es ist komplett ein Konzeptalbum, aber lustigerweise überhaupt nicht von langer Hand geplant. Das kam mehr mit meinem Outing, das ich im Sommer gemacht habe als transgender. Da kam die Frage auf „Was mache ich mit meiner Karriere?“ und ich war im Studio, habe Musik gemacht und mein Produzent hat zu mir gesagt „Du schreibst die ganze Zeit über das Thema – liegt dir voll am Herzen, oder?“. Ich meinte ja, ich möchte ein Album machen, einfach aus dieser Phase, in der ich grade bin. Weil es ja doch eine schwierige Phase ist. So ist das „Boys Toys“-Album zustande gekommen.
Hast du Angst, dass das Thema auf negative Rückmeldung stoßen könnte, oder freust du dich hauptsächlich, deine Geschichte erzählen zu können?
Ich gehe davon aus, dass auch negative Sachen kommen. Sind es auch schon. Aber in erster Linie bin ich mega happy, das so gemacht zu haben und bereue das überhaupt nicht. Und werde es auch 100 prozentig nicht bereuen.
Was war bisher die schönste Reaktion nach deinem Outing? Zu dir oder auch zu deiner Musik?
Ich mache schon länger Musik, aber seit dem Outing finde ich am schönsten, wie ich merke, dass die Fan-Connection viel stärker ist. Dass man richtig merkt, dass Leute sich freuen, wenn andere sich öffnen. Dann öffnen sie sich auch selber. Ich hab DMs bekommen, wirklich krasse Geschichten! Ich freu mich, wenn ich merke, dass das, was ich mache, über Unterhaltung hinausgeht. Und wenn ich merke, ich kann anderen Leuten mit meiner Geschichte Kraft geben.
Würdest du lieber ein Konzert vor deinen 10 treusten Fans oder vor 10.000 Leuten, die dich nicht kennen?
(Lacht.) Ich weiß nicht! Ich würde die 10 Fans einladen für ein 10.000er-Konzert. Zu Zehnt – ob da so die Stimmung aufkommen kann? Wobei, mit den 10 krassesten Fans wäre sicher auch ne Party.
Du hast für dein Debütalbum viel Zeit im Studio verbracht. Was darf dort nicht fehlen?
Snacks. Am liebsten Früchte: Erdbeeren, natürlich nur wenn Saison ist. Orangen, Datteln – die geben immer Energie. Ich brauch das auf jeden Fall, dass irgendwas zum Essen und zum Trinken herumliegt.
Und auf Tour?
Da darf meine Musiksammlung nicht fehlen. Ich merke, auf Tour brauche ich das voll, während wir dann im Sprinter fahren, dass ich in meine Welt eintauche und das alles verarbeite. Für mich ist Musik hören teilweise auch Meditation irgendwo.
Was läuft da auf high rotation? Welche sind die Top 3 Alben?
Im Moment Doja Cat, Hot Pink. Was noch? Lass mich mal kurz schauen! Ah ja, Christine And The Queens, die neue EP, die ist so gut! Und dann hab ich eigentlich meine personalisierte Playlist, mit bisschen 90s-Scheiß und grade auch wieder voll Indie-Rock. Phoenix, die Band, und Radiohead – so Sachen.
Hast du auch musikalische „guilty pleasures“?
Nee, hab ich eigentlich nicht. Ich hab sicher Sachen, wo Leute sagen würden, das ist guilty pleasure, aber für mich gibt’s sowas nicht. Ich schäme mich nicht dafür. Ich höre echt alles, Britney Spears, keine Ahnung, Jonas Brothers, so die alten Sachen!
Wer hat dich musikalisch beeinflusst?
Tyler, the Creator war für mich immer schon, seit ich 16 bin, mega wichtig. Der hat voll den DIY-Ansatz, von Anfang an. Auch das, was er jetzt gemacht hat, das Igor-Album, alles selbst produziert, alles selbst gemacht – das ist für mich eine krasse Inspiration, weil ich auch von dem komme, dass ich’s selber produziere, selber schreibe. Der Typ ist einfach durch und durch cool.
Deine letzte Single hieß „Fuck it up“ – was hast du das letzte Mal so richtig upgefucked?
Ich glaub, die Expectations von den Leuten – mit meinem Outing. (lacht) Keine Ahnung. Ich habe schon eine Seite in mir, die aggro ist und frustriert durch die ganze Geschichte. Aber eigentlich bin ich ein sehr ruhiger Mensch.
Wie lässt du diese Seite raus?
Auf der Bühne. Auf der Bühne bin ich abgefucked. Da geb ich alles, bis ich sterbe. Teilweise fühle ich mich, als würde ich sterben. Zum Beispiel nach der Headline-Show im November letzten Jahres, da haben wir schon ein paar Songs vom Album gespielt, da dachte ich, ich kratz ab. Aber genau das gehört irgendwie dazu und das brauch ich auch voll als Ausgleich. Mich richtig auszutoben und alles zu geben. Hyper zu sein, das ist schon richtig geil.
Das heißt, du stirbst fast, aber das ist positiv?
Ja, das ist voll positiv!
Warum und wie bist du bei recordJet gelandet?
I don’t know! Ich weiß es wirklich nicht. Das hat das Management so entschieden. Wir haben schon drüber gesprochen. Die haben gesagt „Das ist cool.“ und mein Management und ich wir sind Freunde und ich vertraue denen zu hunderttausend Prozent. Also hab ich gesagt: Wenn ihr das cool findet, dann machen wir das!
Ist es für dich wichtig, mit Freund*innen zu arbeiten?
Ja, schon. Ich kann’s mir jetzt gar nicht mehr anders vorstellen, weil ich so eng mit meinen Manager bin. Er war einer der ersten, die ich angerufen habe auch bei meinem Transgender-Outing. Wir haben zwei Stunden am Telefon geredet, weil ich wusste, dass das für ihn auch mega wichtig ist: Er hat jahrelang eine KünstlerIN aufgebaut. Das ist ja auch nicht ohne. Ich glaube, ich könnte es mir gar nicht anders vorstellen, als auch gemeinsam über wichtige Sachen sprechen und abhängen zu können. Das ist doch mega schön.
Letzte Worte?
Ich hoffe auf eine mega gute Zusammenarbeit und freu mich aufs Album und auf die Tour (die Tour musste aufgrund der aktuellen Situation leider verschoben werden.). Let’s go get it!
Das Album Boys Toys hier anhören:
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Interview mit Bild? Na klar! Hier anschauen:
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