VON WELT: „Wir haben weder ein großes Label, kein Management oder Bookingagentur. Wir machen alles selber“
Interview mit VON WELT, recordJet Passenger of the Month im August 2020
VON WELT sind unsere Passenger of the Month im August. Wir haben sie ausgefragt: Über den Charteinstieg des Debütalbums, „Do it yourself“ und stille Konzerte. Viel Spaß mit VON WELT.
Hey Nico! Woher kommt „VON WELT“?
Der Name ist 2014 entstanden. Wir haben damals nach einem Namen gesucht, mit dem man unsere Musik auf den ersten Blick assoziieren kann. Wir haben nach was Großem gesucht, weil unsere Musik meist groß klingt. Uns ist lange nichts eingefallen. Dann haben wir bei einer Band, die uns allen sehr gefällt, in den Texten gestöbert und geschaut, ob wir da nicht irgendwelche Worte finden, aus denen man was bauen kann. Die hatten einen Song, der heißt „Von Welt“. So ist der Bandname entstanden.
Erinnerst du dich noch an deinen ersten Kontakt zur Musik? Und auch an eure erste gemeinsame Erfahrung als Band?
Die Musikära fing für mich an mit der ersten Band. Ich bin in die sechste, siebte Klasse gekommen und da war ein neuer in der Klasse, der hat gesagt, er spielt Schlagzeug und hat ein bisschen Banderfahrung, ob ich da nicht mal Lust hätte, vorbeizukommen. Ich musste gar nicht, was mich erwartet, ich hab davor nicht nie mit anderen Leuten Musik gemacht. Ih hab mich dann mit ihm zum Proben getroffen und dieses Gefühl, mit anderen Leuten in einem Raum zu sein, da passieren Klänge und plötzlich harmoniert es – das war unglaublich. Man sagt ja immer: Ein Band ist mehr als die Summe der einzelnen Teile.
Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von YouTube. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf die Schaltfläche unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.
Kann man dieses „mehr“ bei euch benennen?
Schwierige Frage. Ich glaube, es ist ein Gefühl der Achterbahn. Man würde an einem Tag am liebsten alles hinwerfen. Dieses Business ist ja auch so schwer – allein, was im letzten halben Jahr durch Corona war. Es wird einem immer alles schwer gemacht un man glaubt, alles ist zum Scheitern verurteilt. Eigentlich wurde das Musikbusiness in den letzten 15 Jahren zwei Mal so richtig auseinandergenommen, ein Mal war das durchs MP3, dass Musik plötzlich überall verfügbar war – Da sind dann die Plattenverkäufe eingebrochen. Dann hat sich die Musikindustrie durch Konzerttickets wieder aufgerappelt und schlagartig bricht das alles dieses Jahr im März auch alles weg. Da fragt man sich, was eigentlich noch übrig bleibt.
Wir waren trotzdem vor ein paar Wochen auf Tour zum Albumrelease – und da merkt man dann wieder, warum man das alles eigentlich macht. Weil wir jetzt wieder hier stehen können, zusammen Musik machen und da stehen Leute, die rasten komplett aus, weil sie schon lange kein Livekonzert mehr erlebt haben.
Ihr habt zum Teil eure „stillen Konzerte“ auch online gemacht. Ist es so, dass die aktuelle Situation auch erfinderisch mach?
Zuerst war der Gedanke natürlich: Muss das jetzt genau in den halben Jahr passieren, in dem wir das Album veröffentlichen? Für so ein Album arbeitet man in der Regel zwei bis drei Jahre, bei uns waren es jetzt sogar vier. Und da haben wir uns jetzt genau das Jahr ausgesucht, in dem wir nicht auf Tour können. Dann haben wir uns aber gesagt: Wir können das jetzt nicht ändern. Wir können nur das Beste draus machen. Und dann haben wir plötzlich angefangen, die Chancen zu sehen.
Dass wir unsere Kopfhörerkonzerte schon seit vier Jahren machen kam uns jetzt zu Gute, weil der ganze Sound, den wir in die Live-Streams auf YouTube gepackt haben, den hätten wir so schnell nicht gemixt und kreiert bekommen. Nur weil das ganze Equipment und der Stille-Konzerte-Sound da war, konnten wir das dann total positiv sehen. Und haben dann wir auch gesehen, dass wir dadurch manch anderen Bands, die eigentlich nur darauf ausgerichtet sind, auf Tour zu gehen, einen Vorteil gegenüber hatten.
Wird von den Learnings aus dieser Zeit für euch etwas übrig bleiben?
Für uns persönlich schon. Wir werden das in irgendeiner Form weitermachen. Wir haben nur am Ende gemerkt: Die Leute sind ein bisschen satt von den Streamingkonzerten. Die sind echt heiß drauf, mit anderen in einem Raum zu stehen und eben auf dieses Konzert-Gefühl. Da fiebern wir genau wie die Fans drauf hin.
Zu eurem Album „Schwarz“! Ihr entlasst das Projekt ein bisschen in eine „Sorgenkindzeit“ – gibt es auf dem Album selbst auch ein Sorgenkind? Oder ein Lieblingskind?
Es gibt einen Song, der heißt „Mit der Zeit“, den gibt’s seit 2011. Der ist in unzähligen Versionen da gewesen, der wurde auch schon ein paar Mal live gespielt. Wir finden den eigentlich gut, aber der war nie so richtig fertig. Letztendlich war’s dann Christoph, der mit uns das Album produziert hat, der gesagt hat, dass er den Song auch gut findet und dass dem noch ein paar Kleinigkeiten fehlen. Und plötzlich war die Nummer fertig. Manchmal fehlt es da nur an jemandem, der objektiv drauf guckt.
„Diebe“ hat hingegen total schnell geklappt. Den mussten wir gar nicht proben. Ich weiß noch, als der Song entstanden ist, hab ich die Spuren für jeden einzelnen rumgeschickt, wir haben uns in der Probe getroffen und der hat sofort geklappt. Das ist meistens bei den Songs so, wo die Struktur ganz klar ist.
Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von YouTube. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf die Schaltfläche unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.
Mit dem Debütalbum in die Charts einsteigen ist ja auch ne Hausnummer. Was machen die Gefühle?
Echt krass. Wir haben uns das Ziel vor zwei Jahren gesetzt. Ein Ziel war, das Album rauszubringen, das war damals schon aufgenommen. Dann haben wir bei der Initiative Musik eine Förderung für die Promo beantragt, die wir dann auch gekriegt haben. Dann dachten wir uns, ein weiteres schönes Ziel wäre, mal in die Charts zu kommen.
Wir haben im Vorfeld 200 Boxen à 40 Euro verkauft, obwohl viele Leute gesagt haben „Boah, das mit nem Debütalbum? Ihr habt ja nicht mal ne große Fanbase!“. Und dann kam Corona. Wir hatten und im Februar erst entschieden, die Veröffentlichung durchzuziehen. Im Mai war dann klar, 150 Boxen waren weg, also konnten wir in die Produktion gehen. Bei den 150 war die Chance, in die Top 100 der Charts einzusteigen schon mal da. Da war uns klar, wir sind so knapp dran, wir müssen jetzt echt Vollgas geben. Dann haben die Streamingkonzerte angefangen. Als dann plötzlich im Juni 200 weg waren, war klar: Wahrscheinlich haben wir das grade schon geschafft. Irgendwas zwischen 90 und 100 könnte es auf jeden Fall werden. Dann sind plötzlich die Ziele gewachsen und hat sich ein bisschen hochgeschaukelt.
Am Montagmorgen hat uns dann der Chef von Edel angerufen, zeitgleich haben wir die Trends bekommen – da war schon so: „Haltet euch mal fest. Ihr seid grade in den Trends auf der 21!“ Eigentlich war es da dann schon besiegelt, dass wir es geschafft haben. Es war ein Ritterschlag, dass sich die Arbeit über all die Jahre (und vor allem im letzten halben Jahr) gelohnt hat. Man muss ja dazu sagen, wir haben niemanden, der uns unterstützt im Hintergrund. Wir haben weder ein großes Label, kein Management oder Bookingagentur. Wir machen alles selber und haben alles mit dem untersten Budget durchschieben müssen.
In meinen Augen brauch man eigentlich niemanden. Arbeitet euch da selber rein, auch wenn es viel Arbeit ist, es bringt am Ende immer was. Auch wenn das Ganze am Ende so groß werden sollte, dass man es dann nicht mehr selber schafft, bringt einem das gelernte Wissen immer viel. Man checkt, was in Verträgen steht, man checkt, worauf man achten muss.
Wie wichtig ist euch das „Do it yourself“-Ding?
Wir waren mit dem Album bereit, uns Unterstützung zu holen und zu unterschreiben. Generell war aber sehr wenig Interesse da. In meinen Augen werde das ein bisschen verkannt, zeigt ja jetzt auch die Chartplatzierung, dass da Potenzial ist. Wir saßen dann mit einem größeren Label zusammen und es hieß: „Für uns sind die Songs noch nicht fertig.“. Das Album stand aber schon zwei Jahre in der Pipeline und für uns war es fertig. Wir wollten nicht noch länger daran arbeiten. Meistens wird es dann nur marginal besser. Wir wollten uns keine Lebenszeit mehr klauen lassen.
Wie seid ihr bei recordJet gelandet?
Wir waren vorher bei einem anderen Digitalvertrieb, da kommt auch wieder das Thema mit „nicht an uns glauben“. Da lag zwischendurch die Kündigung auf dem Tisch, wegen zu wenig Umsatz. Das war letztes Jahr kurz vor der ersten Single. Dann hab ich mich also recht schnell nach nem andern Vertrieb umgeschaut und kam den über einen Kumpel auf recordJet.
Danke VON WELT!
Das Album „Schwarz“ von VON WELT hier anhören:
Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von Spotify. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf die Schaltfläche unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.