Sultans Court: „Wir wollten von dem Ort etwas mitnehmen und auf die Platte bringen.“
Interview mit Sultans Court, recordJet Passenger of the Month im September 2020
Sultans Court, das sind Julius, Konstantin, Markus und Leander. Die Berliner Band ist unser Passenger of the Month im August. Wir haben drei von ihnen ausgefragt: Über Mitfahrgelegenheiten, den Einfluss der Natur auf ihre Musik und die neue EP „Up Close“. Viel Spaß mit Sultans Court.
Hey Sultans Court! Lügt uns an: Woher kommt euer Bandname?
Julius: Wir haben mal eine verhexte Lampe auf dem Flohmarkt gefunden und uns ist ein Genie erschienen. Wir dachten uns: „Geil! Wir brauchen noch nen Bandnamen.“ Er meinte: „Okay. Sultans Court it is.
Welche drei Dinge sollte es immer im Proberaum geben?
Julius: Tageslicht. (Alle lachen.)
Konstantin: Und da ist der Genie schon gescheitert.
Julius: Wir sind in einem wunderschönen 40 Quadratmeter Kellergewölbe. Um das Rauskommen aus der Stadt in Charlottenburg ein bisschen zu simulieren und sich zurückzuziehen.
Konstantin: Wir haben direkt einen Späti und nen Bäcker um die Ecke und damit sind eigentlich alle Bedürfnisse gedeckt. Raum, Späti und Bäcker. Passt. Geringer Anspruch.
Ihr habt euch zum Schreiben der aktuellen EP auch zurückgezogen, aber richtig aufs Land – hat euch die Ruhe beim Schreibprozess geholfen?
Konstantin: Was ganz besonders war, war ein noch stärkerer Fokus. Nachdem wir unsere erste EP released haben, waren wir in einem Kosmos, in dem es konstant Konzerte oder Interviews gab. Man konnte durchgehend Dinge für die Band erledigen. Es fiel dort viel einfacher, sich zu konzentrieren auf unsere Gemeinschaft und die Sache.
Julius: Und es gibt nen tollen Balkon mit nem tollen Blick über das Weserbergland. Wir haben gemerkt, dass die Naturgeräusche, die von dort ins Studio reinschallen sehr beruhigend sind. Bei einem Song haben wir die dann auch aufgenommen, weil wir von dem Ort etwas mitnehmen und auf die Platte bringen wollten.
Konstantin: Außerdem war der Wald bei Markus‘ Familie deutlich entspannter. Einfach ein bisschen entfernt von dem ganzen Musikkosmos, in dem man sich in Berlin rumtreibt. Durch die Familien-Situation herrschte eben auch ein familiäres Ambiente, was uns noch mal freier gemacht hat.
Markus: Das Coole ist: Du bist in dem Moment dort, in Trendelburg, und kommst da auch nicht weg. Du hast keine Termine, fährst nicht noch mal zur Freundin rüber – man kann sich einfach sehr auf den ganzen Prozess konzentrieren. Grade für Leander und mich, die neu dazugekommen sind, war das ne spannende Zeit. Zu sehen, wie die beiden arbeiten, zu gucken, wo können wir mit ansetzen – das hat gut geklappt und Spaß gemacht.
Hätte die EP einen anderen Sound, hättet ihr sie in Berlin geschrieben?
Konstantin: Ich glaube, das ist schwer zu sagen, weil die Inspiration sich natürlich immer aus dem ergibt, was um einen herum passiert. Natürlich haben wir auch schon viele Sachen hier in Berlin geschrieben – auch Lieder, die auf der neuen EP drauf sind – aber das passiert dann einfach. alle Antennen sind an und man nimmt alles um sich herum wahr und dann kommt das dabei raus. Wie das genau in Berlin gelaufen wäre, ist nicht absehbar für mich.
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Teile von Sultans Court haben sich bei einer Mitfahrgelegenheit kennengelernt. Im Musikvideo zu „Running“ geht es auch um eine Mitfahrgelegenheit. Gibt es einen Zusammenhang?
Julius: Mitfahrgelegenheiten sind einfach voll unser Ding. (Alle lachen.) Tatsächlich gibt’s ne kleine Geschichte warum wir so connected haben zu der Idee, die das Filmteam hatte. Das hängt damit zusammen, dass ich mal ne ziemlich schlechte Erfahrung mit einer – nennen wir es mal – Mitfahrgelegenheit hatte in Rumänien. Deswegen fand ich die Geschichte sehr interessant. Es geht in beiden Fällen darum, dass man aus einer solchen Situation nicht mehr rauskommt. Und vielleicht auch nicht genau weiß, ob die Situation nun gefährlich ist oder nicht.
Zu meiner Geschichte: Ich habe mit einer Freundin zwei Menschen beim Feiern kennengelernt, die uns am nächsten Tag mit in die Berge nehmen wollten. Als wir dann ankamen, waren das ganz andere Menschen, das war total strange. Wir sind dann losgefahren und die waren anscheinend auf Drogen und sind mit 80 durch die Hauptstadt von Rumänien gefahren. Irgendwann haben wir uns Gedanken gemacht, wie wir jetzt hier raus kommen. Wir sind dann an einer Tankstelle ausgestiegen und haben noch eine sehr unangenehme Diskussion mit denen geführt.
Hoffentlich lief der Videodreh besser als dieses Erlebnis! Wie habt ihr das Thema im Video aufgegriffen?
Julius: Der Dreh lief auf jeden Fall runder! Vor allem weil keine echten Drogen im Spiel waren. Es ist ja auch ein Anti-Drogen-Video, das darf man nicht falsch verstehen. Es geht um die Situation, in der man nicht genau weiß, sich unwohl fühlt und nicht weg kann.
Ihr seid auf einer einsamen Insel – Welches Bandmitglied nervt als erstes?
(Alle grinsen.) Julius: Wir wissen schon wer es ist. Ist okay, Leute.
Markus (schüttelt den Kopf und hält sich die Hand vors Gesicht): Tja. Fang an, Julius.
Julius: Ich antworte mal für euch beide. Ich bins auf jeden Fall. (Alle lachen) Ich weiß, das will jetzt keiner hier so sagen, aber ich bin auf jeden Fall das erste Bandmitglied, das übelst anfängt zu nerven! Weil die Sonnencreme ausgegangen ist. Oder so.
Und welches Bandmitglied wäre der Überlebenskünstler?
Markus: Konstantin würde uns da ernähren. Das würde funktionieren. Ich könnte noch ein Feuer machen. Das kriege ich noch hin.
Konstantin: Markus moderiert das Ganze.
Julius: Markus macht daraus ein Bonding-Event für uns alle. (lachen) Und lässt uns gar nicht spüren, was für ein Druck dahinter steht.
Gibt es bestimmte Momente, die euch zusammengeschweißt haben?
Markus: Die Autofahrten, die Konzerte
Julius: Diese Vier-Tages-Tour, bei der wir uns angezickt haben? Aber danach hatte ich das Gefühl: Wenn wir das schaffen, dann schaffen wir auch 30 Tage auf Tour.
Markus: Nach mehr als 20 Stunden Autofahrt sind die Themen halt irgendwann durch.
Konstantin: Man verbringt als Band so viel Zeit miteinander, sei es im Proberaum, im Studio, wenn man zu Konzerten fährt, dadurch rückt man automatisch immer enger zusammen. Wir alle haben schon Erfahrungen aus anderen Bandgruppierungen und haben gemerkt, dass es wichtig ist, dass man von Moment eins miteinander klar kommt. Danach haben wir auch die Auswahl getroffen, wen wir mit in die Band holen. Ich hatte sowohl bei Leander als auch bei Markus direkt ein gutes Gefühl. Und je mehr Zeit man miteinander verbringt, desto mehr wächst man zusammen, das ist ganz natürlich.
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Gibt es Themen, über die ihr nie Musik schreiben würdet?
Julius: Auf jeden Fall, klar. Wenn man schreibt, schreibt man natürlich über sich selber, du kannst dir ja nicht entrinnen. Verarbeitest Sachen, ob bewusst oder unbewusst. Man überlegt auch während des Schreibens: Ist das jetzt zu krass? Und irgendwo muss man auch diese Grenze ziehen und sagen: Das ist mir jetzt zu nah.
Konstantin: Es ist eigentlich immer eine spontane Entscheidung. Natürlich kommen die Inhalte eigentlich so gut wie immer von Julius, weil er die Sachen ja performen muss. Wir arbeiten dann auch gemeinsam Textzeilen aus. Aber es ist eigentlich immer eine Fall-zu-Fall-Sache.
Julius: Wenn’s irgendwann zu traurig wird. Dann möchte man selber auch nicht jedes Mal durch diese Traurigkeit gehen, wenn man diesen Song performt. Wenn’s nicht mehr konstruktiv ist, dann ist das die Grenze.
Wie und warum seid ihr bei recordJet gelandet?
Konstantin: Wir haben uns mega gefreut, dass wir bei der Filter Music Group einen Vertrag bekommen haben, weil wir wussten, dass recordJet den Vertrieb für die macht. Viele Künstler:innen, die wir auch hören, vertreiben auch über recordJet, deswegen haben wir uns über die Nummer sehr gefreut.
Danke Sultans Court!
Die EP „Up Close“ von Sultans Court hier anhören:
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