How to: So machst du Journalist:innen auf dich aufmerksam
Platziere deine Musik selbstständig in den richtigen Medien
Es gibt für fast alles ungeschriebene Gesetze. Auch dafür, wie du es leichter schaffen kannst, in der Presse aufzutauchen. Denn das ist wichtig! Erscheinst du in einem Medium, baust du nicht nur Reichweite, sondern auch Street Credibility auf. Klar, mit einem Label oder einer Promoagentur im Rücken hast du Leute an deiner Seite, die dir die meiste Pressearbeit abnehmen. Das heißt aber nicht unbedingt, dass du regelmäßig in Blogs auftauchst oder dein Foto von einer wichtigen Zeitung herunter lächelt.
Es bedeutet auch nicht, dass man ohne Promoagentur keinerlei Chance hat. Dann heißt es für dich nämlich: „All by myself.“ Und das kann auch sehr gut funktionieren – denn dafür hast du uns! Relevant, fresh und unique rüberzukommen, hat nämlich nicht nur was mit Charme, einem Instagram-Kanal oder deiner Musik zu tun. „Strategie“ ist das Zauberwort. Und ein bisschen Mut und Selbstvertrauen gehören auch dazu. Für die optimale Strategie solltest du folgende Fragen klären:
- Welche Zeit ist die beste für deinen Anruf bei Journalist:innen?
- Warum spielt der Vorlauf so eine entscheidende Rolle?
- Wie kommst du an reale Namen von Journalist:innen, um gleich ein Stein im Brett zu haben?
- Und last but not least: Was hast du zu verkaufen?
Finde den richtigen Vorlauf:
Jedes Medium braucht seine eigene Vorlaufzeit. Das hängt mit dem Erfassen deiner Daten und natürlich mit dem jeweiligen Redaktionsschluss zusammen. Die Erscheinungsweise eines Mediums ist ein Indiz dafür, mit wie viel Vorlauf du sie bemustern solltest. Hier ein paar grobe Richtlinien für dich:
- Für Tagesmedien: Plane 2 Wochen Vorlauf.
- Für Monatsmedien: Plane 8 Wochen Vorlauf.
- Für Quartalsmedien/Magazine: Plane ein ¾ Jahr Vorlauf (ja, 9 Monate!).
- Für‘s Radio gilt, natürlich immer in Abhängigkeit davon, wie häufig die Sendung im Monat stattfindet, eine 4- 6 wöchige Vorlaufzeit einzuplanen.
- Für Onlinemedien: Plane mindestens einige Wochen Vorlauf ein. Vor allem bei kleinen Blogs solltest du bedenken, dass diese meist von Musikliebhaber:innen geführt werden, die das Ganze nebenberuflich machen.
Diese Vorläufe sind ebenfalls ein Indiz dafür, wie häufig Redaktionskonferenzen stattfinden, bei denen festgelegt wird, welche Themen als nächstes anstehen. Bei den Tagesmedien kannst du von einer täglichen Konferenz ausgehen. Bei Wochenmedien von einer wöchentlichen Redaktionskonferenz. Monatsmedien haben meist einen Turnus von zwei Konferenzen im Monat. In der Regel finden die Konferenzen am Anfang der Woche (Montag, Dienstag) am Vormittag statt. Das lässt sich natürlich nie pauschal auf alle Redaktionen übertragen, aber es ist eine Tendenz, an der du dich gut orientieren kannst.
Wann erreichst du Journalist:innen besonders gut telefonisch?
Am Vormittag zwischen 10-12 Uhr ist fast eine sichere Bank, den/die Journalist:in deiner Wahl zu erreichen. Dann besteht auch die größte Chance, dass sie gesprächsbereit sind. Danach geht’s schon ab in die Mittagspause und das Zeitfenster (gerade in Punkto Tagesmedien für Print, Online oder Radio) schließt sich wieder. Denn am Nachmittag müssen die Artikel für den kommenden Tag beendet werden, da der Redaktionsschluss naht.
Übrigens: Anrufen schlägt eine E-Mail immer. Das persönliche Gespräch zu suchen ist immer die effektivere Idee. Klar, nicht jede/r Journalist:in ist für solche Telefonate offen, aber einen Versuch ist es in jedem Fall wert.
Welches Medium kommt für dich und deine Musik in Frage?
Gut ist, was du gut findest. Ganz einfach weil du glaubst, dass es zu dir passt. Melde dich dort, wo du gerne etwas von dir lesen, hören oder sehen würdest. Darum ist es gut, die Zeitung, die dir gefällt, schon einmal in der Hand gehabt, oder die Radiosendung schon einmal gehört zu haben, in der du platziert werden möchtest.
Sei dir außerdem deiner Zielgruppe bewusst. Der Jugendsender Radio Fritz hat zum Beispiel eine ganz andere Zielgruppe als sein unmittelbarer Potsdamer Nachbar-Radiosender Radio1. Der ist ja eher für das Erwachsenensegment zuständig. Sich hier intensiver mit dem Medium auseinanderzusetzen ist essenziell, sonst ist es sowohl für dich, als auch für den/die Journalist:in womöglich vertane Zeit.
Find den/die passende/n Journalist:in
Musik findet in den Medien in der Regel im Bereich „Kultur“ statt. Hast du dich für ein Medium entschieden, findest du unter den jeweiligen Artikeln den Namen der/des Autor:in. Auch das Impressum kann Aufschluss darüber geben, wer für den Bereich „Kultur“ zuständig ist. Im günstigsten Fall findest du dort direkt die E-Mail-Adresse zu deinem Kontakt. Falls du auf diese Weise nicht fündig wirst, lass dich in der Zentrale des jeweiligen Mediums ins Sekretariat der Kultur- oder Musikredaktion durchstellen. Den Namen des/der Autor:in hast du ja und falls nicht, fragst du welche/r Redakteur:in für Release-Rezensionen oder Veranstaltungsankündigungen verantwortlich ist. Dafür musst du natürlich vorher wissen, was dein Aufhänger ist. Bereite dich also in jedem Fall gut auf diese Telefonat vor.
Die Story: Sei vorbereitet!
Zur Zeit kann man aus bekannten Gründen nicht so viel mit dem Live-Geschäft reißen, sodass man umso erfinderischer werden muss. Schön wäre, wenn du dem/der Journalist:in direkt einen Aufhänger zu deiner neuen Veröffentlichung lieferst. Etwas Schmissiges. Klar, neue Musik gut und schön, aber sei spannend dabei! Frag dich, was den/die Journalist:in interessieren könnte. Vielleicht hast du ja schon eine Headline im Kopf, die du zum Besten geben kannst? Gibt es eine Hintergrundgeschichte zu deinem Release? Vielleicht hast du eine interessante Kollaboration am Start, mit einer/m bekannteren Künstler:in oder der Text deines Liedes hat einen tagesaktuellen Hintergrund: Klima, Gender, gesellschaftliche Themen, die man gut als Aufhänger nutzen kann? Bist du bei Patreon oder hast du eine Crowdfunding-Kampagne laufen? Alles kann wichtig sein, aber fokussiere dich auf ein besonders prägnantes Thema. Hast du das alles, ist der Rest Feintuning.
Frag dich selber, ob du direkt eine gemasterte Version deines Releases und aktuelle Fotos verschicken kannst? Ist deine Bio aktualisiert und deine Pressemappe auf dem neuesten Stand? Ja? Na dann los und viel Erfolg!