Mit Patreon monatlich Geld reinholen
Patreon: So generierst du als Musiker:in regelmäßiges Einkommen
Patreon ist für viele Musiker:innen eine gute Möglichkeit, um ein monatliches Einkommen zu generieren. Grade in Lockdown-Krisenzeiten boomte die Plattform – zu Recht. Wir haben Ronny Krieger interviewt, seines Zeichens General Manager Europe bei Patreon. Hier erfahrt ihr, was eigentlich hinter der Plattform steckt, für wen sich eine Registrierung lohnen kann und wie das mit den Finanzen läuft.
Gute Dinge wie Liebe, Kaffee oder Erdnussbutter mit Stückchen kommen einfach nicht aus der Mode. Das ist ausgeschlossen, weil sie einfach funktionieren. Vor vielen Jahrhunderten zum Beispiel hatten viele Künstler:innen einen Mäzen. Das waren finanzielle Unterstützer:innen, die nicht selten auch als Berater:innen fungierten. Friedrich Schiller oder Claude Debussy hatten welche. Kunst hätte anders gar nicht stattfinden können. Dabei: Kulturschaffende formen, lenken und pflastern den Boden unserer Gesellschaft. Damit sie das machen können, brauchen sie Menschen, die das erkennen und finanziell fördern. Heute heißen Mäzen Patrons und die Idee darf und soll sich, dank des Internets und der Weiterführung der fantastischen Idee von Patreon, gerne wie ein Flächenbrand ausdehnen.
Das sieht auch Ronny Krieger so. Ronny liebt die Musik. Er war und ist Musiker aus Leidenschaft und arbeitet seit 29 Jahren in der Musikindustrie, im Vertrieb und der PR. Er hat dabei fast nichts ausgelassen. Momentan arbeitet er jedenfalls mit Hochdruck daran, auch die deutsche Community und dich als Künstler:in darin zu unterstützen, eine Art regelmäßiges kreatives Grundeinkommen zu generieren.
Die Hard Facts:
- Patreon wurde im Mai 2013 in San Francisco von Jack Cote und Sam Yam gegründet
- Wurde im Januar 2020 in Berlin gelauncht
- Ca. 150.000 Künstler:innen aus 180 Ländern zeigen ihre Kreativität bei Patreon
- über 4 Millionen Patrons aus 200 Ländern unterstützen die Kunstschaffenden
- bis Ende 2019 konnte eine Milliarde US-Dollar an die Künstler:innen ausgezahlt werden
Lieber Ronny, was ist Patreon eigentlich?
Patreon ist eine Mitgliederplattform für Künstler:innen. Wir arbeiten daran, eine neue kreative Wirtschaft zu schmieden, die kreativen Menschen mehr Macht verleiht, ihre Fans (Patrons) inspiriert und durch die Schaffung von Alternativen zur werbegetriebenen Aufmerksamkeitsökonomie besser für die Gesellschaft ist. Patreon hilft Künstler:innen dabei, direkte Beziehungen zu ihren Fans aufzubauen, wo sie Vorteile wie exklusive Inhalte, eine Gemeinschaft oder die Teilnahme am kreativen Prozess gegen ein monatliches Abonnement von ihren Unterstützer:innen erhalten.
Wir sind ein Social-Payment-Service-Anbieter. Aber die Creatoren entscheiden alles. Ihre monatlichen Preispakete können bei Centbeträgen anfangen oder sich weiter nach oben bewegen. Die beliebteste Zahlspanne von Patreons an Creatoren liegen zwischen 5 bis 15 Euro im Monat. Der Patron darf natürlich monatlich kündigen.
Wer kann alles mitmachen und wer ist am erfolgreichsten?
Obwohl Patreon ja von einem Musiker gegründet wurde, sind Musiker:innen oft kurioserweise die letzten, die auf solche Plattformen wie unsere zurückgreifen. Zuerst waren es Youtuber:innen und Podcaster:innen. Mit zunehmender Beliebtheit erfreut sich die Plattform bei Werbevideoproduzent:innen, Musiker:innen und Blogger:innen. Wobei Podcaster:innen und generell alles mit Videoformaten am Erfolgreichsten sind. Der Podcast „Auf ein Bier“ ist zum Beispiel wahnsinnig erfolgreich. Der läuft seit April 2015 und hat ein monatliches Einkommen von über 8500 Dollar bei knapp 2000 Patreons.
Außerdem haben wir viele etablierte Musiker:innen bei uns wie M.I.A, Judith Holofernes oder Gary Numan. Denen geht es natürlich nicht darum, ihren Lebensunterhalt zu erhalten, sondern wir geben ihnen die Möglichkeit, die verschiedenen Facetten ihrer künstlerischen Tätigkeit vorzustellen. M.I.A. macht zum Beispiel Dokumentarfilme und malt auch Bilder. Die kann sie ja schlecht bei Spotify vorstellen.
Patreon bietet Freiheit. Man kann sich bei uns austoben und es gibt keine fiesen Algorithmen. In den sozialen Medien wird das ja oft gefiltert. Du kannst Patreon-integrierte Tools für deine Arbeit benutzen oder auch eigene. Von uns unterstützte Formate umfassen: .mp3, .mp4, .m4a und wav. Bei Videoformaten gibt es die sichere Vimeo-Integration oder die Kreativen stellen einen nicht aufgelisteten YouTube-Link ein. Wir kümmern uns auch um den Merch. Von der Produktion über den Versand und die Nachverfolgung in vielen Ländern. Etablierte wie nicht etablierte Künstler:innen genießen das sehr. Es geht um die Vielfalt, Bandbreite: große, kleine, obskure Sachen. Das macht Patreon aus.
Was ist der Unterschied zwischen Crowdfunding und Patreon?
Auf den klassischen Crowdfunding-Plattformen geht es ja darum, ein Projekt in den Fokus zu stellen und das finanziert zu bekommen. Nun ist es aber so, dass Kreative, wenn sie ein Projekt bearbeiten, längst an der nächsten Idee sitzen. Kreative stehen nie still. Ständig neue Projekte pitchen und immer wieder neues Geld aufzutreiben, lenkt dabei vom Wesentlichen ab – der Kreativität.
Ein gutes Beispiel dafür ist Amanda Palmer. Die Musikerin hat unglaubliche 1,2 Millionen bei Kickstarter eingesammelt und hat danach gemerkt: Moment mal – es ist für mein kreatives Mindset eigentlich viel besser, wenn ich weiß, dass monatlich was reinkommt, als einmalig. Darum ist sie dann zu Patreon gekommen. Denn hier hat man seine festen Unterstützer:innen, mit denen man im ständigen Austausch steht. Und an jedem Zweiten des Monats kommt ein fest kalkuliertes Einkommen. Das gibt Raum für Kreativität und beruhigt die Nerven. Darum geht es auch nicht um eine Million Dollar auf einmal. Aber wenn viele nur etwas geben, wird es auch viel werden. Das ist das Konzept.
Ab wann lohnt sich Patreon?
Patreon kann jeder machen, das Ganze ist komplett demokratisch. Dein kreatives Mindset reicht als Grundvoraussetzung. Jeder kann sich bei uns ein kostenloses Profil erstellen und eine Kampagne starten. Patreon ist aber keine Plattform, um sich eine Fanbase aufzubauen. Generell ergibt es Sinn, immer schon Leute mitzubringen. Die Fanbase kann dabei klein sein. Aber man sollte einfach wissen, dass es wenig Sinn ergibt, bei Null anzufangen.
Wenn du Patrons hast, unterscheiden wir noch mal in zwei verschiedene Arten von Unterstützer:innen. Die einen finden es total spitze was du machst und unterstützen dich mit einem monatlichen Festbetrag, ohne einen zusätzlichen Benefit daraus zu erhalten. Die zweite Gruppe zahlt genau dafür. Für exklusive Geschichten, ein Meet and Greet, spezielle Geschenke oder einen exklusiven Zugang zu deinem Merch-Bereich. Wie genau das aussieht, kann sich jeder Creator selber überlegen. Denn der Spendenbetrag und die Aktionen definiert der/die Kreative.
Wie ist das mit den Finanzen?
Die Patreon-Marge liegt zwischen fünf, acht oder zwölf Prozent, je nachdem welches Programm du gewählt hast. Die Lite-Version bedeutet: Du bekommst einfache Tools zum Einrichten von wiederkehrender Unterstützung durch deine Fans. Die Pro-Version bedeutet: Bau dir dein florierendes Mitgliedschaftsgeschäft auf, das dir ein gutes Einkommen und deinen größten Fans eine lohnende Erfahrung bietet. Die Premium-Version bedeutet: Engagierte Anleitung und Unterstützung für etablierte Schöpfer:innen und kreative Unternehmen, plus Premium-Funktionen, die Zeit sparen und ihre Förder:innen belohnen.
Hinzu kommen natürlich die Payment-Margen für Paypal oder ähnlichen Anbieter:innen. Man kann seit diesem Jahr übrigens neben Euro auch mit englischem Pfund bei uns zahlen.
Kannst du uns noch verraten, welche Projekte für Musiker:innen besonders gut ankommen?
Ich würde da eigentlich ungerne ganz konkret werden. Nicht weil das irgendwie geheim wäre, aber mir ist es wichtig, das deutlich wird, dass der Kreativität der Künstler:innen bei uns kaum Grenzen gesetzt werden. Ich mag ungern „best practices“ vorgeben, da ich fest daran glaube, dass man für jedes einzelne Profil individuell die passenden „pricing tiers“ und „benefits“ erarbeiten muss, statt sich einfach nur bestimmten Standards und Erfahrungswerten zu unterwerfen. Da macht es in dem Sinne also auch keinen allzugroßen Unterschied, ob man bereits ein/e etablierte/r Künstler:in ist, oder eher noch am Beginn der Karriere steht.
In beiden Fällen fängt man damit an, was man künstlerisch ausdrücken möchte. Wie und über welche Inhalte man mit seinen Fans in den Dialog treten möchte und was den spannendsten Mehrwert für Fans darstellen könnte. Oft kann der/die Kreative diesen Mehrwert schon aus Social-Media-Feedback oder direktem Fan-Kontakt erkennen.
Zum Abschluss: Wie ist der Start für Patreon in Deutschland verlaufen?
Sagen wir mal so: Das Internet für unser Büro wurde in der ersten Woche des Lockdowns verlegt. Aber das ist kein Problem für uns. Wir können von überall aus arbeiten. Aktuell sind wir acht hochmotivierte Mitarbeiter :innen hier in Berlin, die, auch bedingt durch Covid 19, weltweit über 50.000 Neuanmeldungen allein im März gegenüberstanden. Das bedeutet viele Überstunden für die Neueinsteiger:innen und viele Mails von langjährigen Patreon-Kreativen, die heilfroh darüber sind, dass sie wenigstens ihr sicheres monatliches Einkommen über uns erhalten. Gerade jetzt, wo das Live-Geschäft weggebrochen ist, ist das ein sehr wichtiger Fakt.
Ansonsten wollen wir natürlich gerne noch bekannter in Deutschland werden. Im Herbst des Jahres soll zum Beispiel unsere Webseite auch in deutscher Sprache angeboten werden. Wir haben zum Einen vor, ganz viele Kreative auf unsere Seite zu holen (auch mithilfe klassischer A+R Tätigkeit) und den Creators mit Rat und Tat zur Seite zu stehen, wenn es um Kampagnen oder einfach technische Modalitäten geht. Dafür ist das Onboarding-Team zuständig. Die kümmern sich zusätzlich auch um die Profile der Kreativen. Zum Anderen besteht unsere Aufgabe darin, möglichst viele Unterstützer:innen zu akquirieren, was man dann klassisches Marketing nennt. Wir haben für Deutschland auch bereits einige deutsche Stars, wie die Einstürzenden Neubauten oder Judith Holofernes, für unsere Kampagnen gewinnen können.
Anmerkung der Redaktion: Der Standort Berlin wurde Ende September 2022 aus Kostengründen leider geschlossen. Alle 30 Mitarbeiter:innen, sowie Geschäftsführer Ronny Krieger müssen neue Wege gehen. Für euch als Künstler:innen verändert sich, außer einem/r Ansprechpartner:in sicher nichts.